Kolpingsfamilien in der Diözese Augsburg setzen auf Prävention

Aktiv gegen sexualisierte Gewalt

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27.01.2014

Aufmerksame Stille im Raum


Karl Schneider und Walter Prinz geben Rückblick auf Schwerpunktthema


Diözesanleitung der Kolpingjugend lädt nach Altötting ein


Freude über Spenden für die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger


Messfeier in der Hauskapelle

Ein Mädchen in jeder Schulklasse und in jeweils drei Klassen ein Junge sind – laut der Umfrage des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen aus dem Jahr 2011 – waren vor ihrem 16. Geburtstag von sexueller Gewalt betroffen. Mit dieser Übersetzung der Umfrageergebnisse (6,4 % Mädchen und 1,3 % Jungen) machte Petra Colombo, Mitarbeiterin von Wildwasser Augsburg, den Teilnehmern der Vorsitzendenkonferenz des Kolpingwerkes im Bistum Augsburg am 25. Januar 2014 klar, dass das Thema "Sexualisierte Gewalt" jede und jeden betrifft. Dies wurde auch deutlich, als mehrere der 130 ehrenamtlich Engagierten aus den Kolpingsfamilien auf die Frage, ob sich ihnen ein Opfer geoffenbart hat, mit Ja antworteten.

Dunkelziffer 20 Mal so hoch

8.031 Fälle von Missbrauch sind 2012 in Deutschland bei der Polizei angezeigt worden. Man geht jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer von sexuellen Gewaltakten an Kindern 20 Mal so hoch ist, berichtete Petra Colombo. Man spreche immer dann von sexualisierter Gewalt, wenn ein Mädchen oder ein Junge von einem Erwachsenen oder älteren Jugendlichen als Objekt der eigenen sexuellen Bedürfnisse benutzt wird, führte sie weiter aus. Übergriffe sind nicht nur Berührungen, sondern auch Worte, Blicke und andere Taten, in denen Kindern und Jugendlichen etwas zugefügt wird, was sie selbst nicht wollen. Die Übergänge sind dabei fließend. Im Zusammenhang mit dem Internet und den modernen Medien gibt es neue Formen von sexuellen Übergriffen. Diese sind zum Beispiel in den Ergebnissen der Umfrage aus dem Jahr 2011 nicht berücksichtigt. Bekannt ist inzwischen, dass ein großer Teil der Täter den Opfern bekannt sind. 40 % kommen aus der eigenen Familie und weitere 40 % aus dem nahen Umfeld. Laut der Umfrage des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen sind bei Mädchen 1,8 % und bei Jungen 16,9 % Frauen Täterinnen. Das Ausnutzen von Vertrauens- und Abhängigkeitssituationen, Manipulation, Geheimhaltungsdruck, Verharmlosungen und Drohungen sind laut der Präventions-Referentin von Wildwasser Strategien der Täter.

Opfer ernst nehmen und Glauben schenken

Petra Colombo beschrieb auch an Beispielen, wie die jungen Menschen in ihren Grundgefühlen beeinträchtigt sind. Zum Beispiel Hilflosigkeit, Isolation, Scham- und Schuldgefühle verschließen den Weg, sich jemanden anderen zu öffnen. Erkennungszeichen, wie Außenstehende sexuelle Gewalt erkennen können, sind nicht leicht zu nennen. Körperliche, kognitive und psychische Auffälligkeiten oder Veränderungen im Sozialverhalten sind nicht nur auf sexualisierte Gewalt zurückzuführen, sondern können auch Signale für andere belastende Erfahrungen sein. Wichtig sei es, wenn ein Kind oder Jugendlicher über seinen Schatten springt und sich offenbart, so Petra Colombo, ihnen Glauben zu schenken und sie ernst zu nehmen. Bei nur ca. 1 % derjenigen, die sich als Opfer bekennen, treffe die Anschuldigung nicht zu. Wichtig sei es, sich Zeit zum Zuhören zu nehmen und wahrzunehmen, was die Betroffenen und was man selbst braucht. Auf keinen Fall sollte man bagatellisieren, selbst ermitteln und mögliche Täter sofort konfrontieren. Petra Colombo ermutigt die Zuhörer, sich in dieser Situation auch selbst Hilfe zu holen und nicht alleine zu entscheiden. Auf dem Weg zur Anzeige bei der Polizei sollten die Opfer auch begleitet und beraten werden und es sollte für eine gute juristische Vertretung gesorgt werden. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Elisabeth Stoltze stellte Petra Colombo ein solches erstes Gespräch nach, um den Teilnehmern zu zeigen, wie bei Wildwasser eine solche Situation verläuft.

Weiterführende Hilfen und Unterstützung

Die Referentin der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen stellten Wildwasser und weitere Stellen vor, wo Hilfen und Unterstützung zu bekommen sind. Sehr lobend verwies Petra Colombo mehrfach in Ihrem Referat auf die Arbeitshilfe „An jedem Tag. Kinder aktiv schützen“ der Kolpingjugend. Sabine Liebermann, die Jugendreferentin der Kolpingjugend Diözesanverband Augsburg, wies ergänzend auf die Arbeitshilfe, die Selbstverpflichtungserklärung und die Schulungsangebote der Diözese Augsburg hin. Sie berichtete auch, dass bei jedem Gruppenleiterkurs der entsprechende Baustein zur Prävention vor sexuellem Gewalt durchgeführt wird. Die jugendlichen Ehrenamtlichen würden wie die Leiter von Kinder- und Jugendmaßnahmen des Diözesanverbandes auch nach einem Gespräch die Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben. Neben der Präventionsstelle und der Missbrauchsbeauftragten des Bistums ist Sabine Liebermann auch Ansprechpartnerin für Fragen beim Kolpingwerk Diözesanverband Augsburg. Die Ehrenamtlichen der Kolpingsfamilien wurden auch gebeten, mit ihr Kontakt aufzunehmen, wenn im Laufe der Umsetzung des neuen Bundeskinderschutzgesetzes Jugendämter auf die Kolpingsfamilien zukommen und eine Rahmenvereinbarung abschließen möchten, in der unter anderem die Vorlage von ausführlichen Führungszeugnissen für Ehrenamtliche geregelt werden. Die Erfahrungen aus den ersten solchen Verträgen und deren Umsetzungen will der Diözesanverband den anderen Kolpingsfamilien zur Verfügung stellen. Bei einer Schulung am 15. März soll das Thema mit Unterstützung von Wildwasser vertieft werden.

Schwerpunktthema „Zukunft der Arbeitswelt“ abgeschlossen

Im Rahmen der Vorsitzendenkonferenz wurde auch das Schwerpunktthema „Zukunft der Arbeitswelt“ beendet. Walter Prinz und Karl Schneider vom Diözesanvorstand berichteten über die Aktionen, die seit dem Start im Januar 2012 stattgefunden haben. Sie stellten die wichtigen Erfahrungen aus der Auseinandersetzung vor. So stellte Walter Prinz die Prinzipien Solidarität und Gerechtigkeit als Basis für das gesellschaftliche und berufliche Miteinander heraus. Er verwies auch auf die Bedeutung des Sonntagsschutzes und forderte die 130 Ehrenamtlichen zum Einsatz dafür auf. Karl Schneider warnte mit Ausschnitten aus dem Armutsbericht der Bundesregierung vor dem weiteren Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland. Für Schneider sind die Berufsausbildung und gerechte Bezahlung für die geleistete Arbeit fundamentale Voraussetzungen für eine menschenwürdige Zukunft der Menschen und der Familien. Der Diözesanvorstand hatte den Vertretern der Kolpingsfamilien auch eine Liste mit konkreten Angeboten (z.B. Vortragsangebote) vorgelegt, wie sie am Thema weiterarbeiten können.

Landeswallfahrt und Jugendfestival

Am 3. Oktober 2014 findet mit dem Motto „Mit Gottvertrauen Welt gestalten“ die Kolping Diözesan- und Landeswallfahrt nach Altötting statt. Im Anschluss bleiben die Mitglieder der Kolpingjugend zu einem Jugendfestival mit dem Motto „Losgelöst 2014. Wir FAIRändern Bayern“ noch bis zum 5 Oktober im bayerischen Wallfahrtsort. Die Messfeier im Rahmen der Vorsitzendenkonferenz griff das Motto der Wallfahrt auf und Diözesanpräses Alois Zeller stellte in seiner Predigt die Bedeutung des Gottvertrauen als Grundlagen für das Handeln von Adolph Kolping und das Kolpingwerk heraus. Die Planungen für die Busse aus den Bezirken des Bistums Augsburg laufen. Es wird zur Wallfahrt mit 400 bis 500 Teilnehmern aus dem Diözesanverband Augsburg gerechnet. Die Kolpingjugend hat im Vorfeld des Jugendfestivals zu „Fairen Brotzeiten“ aufgerufen und mit Diözesanpräses Alois Zeller gewettet, dass – sollten sich mehr als 14 Gruppen daran beteiligen – er allen Teilnehmern in Altötting ein Getränk spendiert.

Über 10.000 Euro für Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger

Mehrere Kolpingsfamilien nutzten den Rahmen der Vorsitzendenkonferenz, um an den Vorsitzenden der Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger, Diözesanpräses Alois Zeller, Spenden zu übergeben. So hatte die Kolpingsfamilie Höchstädt bei der Feier zum 200. Geburtstag von Adolph Kolping 350 Euro für das Hygieneprojekt des Kolpingwerkes in Indien gesammelt. Klaus Lingenhöl überreichte für die Kolping-Projekte in Südafrika von der Kolpingsfamilie Lindau 1.000 Euro. Die Kolpingsfamilie Starnberg hat in ihrem Jubiläumsjahr zum 125-Jährigen Bestehen fast 8.000 Euro durch Auftritte des Kabaretts „Kasbrettl“, durch ein Konzert im Rahmen einer Jubiläumsausstellung und durch den Verkauf von selbstgestalteten Vogelhäuschen für das Hausbauprojekt in Indien gesammelt. Bereits am Vortag konnte Diözesanpräses Zeller 1.000 Euro von der Firma Möhrle aus Mindelheim in Empfang nehmen. Präses Zeller freute sich über die Spenden und dankte den engagierten Ehrenamtlichen für ihren Einsatz für die Entwicklungshilfe Projekte des Kolpingwerkes.

Viele weitere Themen

Neben den Möglichkeiten zum Austausch in Pausen und beim Essen informierte der Diözesanvorstand auch über viele weitere Themen. So waren das Fitnessprogramm für Kolpingsfamilien „Begleiten und Beraten“, die Handwerkskammerwahlen, die Umsetzung der neuen Satzung für die Kolpingsfamilien, die Feier des 50-Jährigen Priesterjubiläums von Diözesanpräses i.R. Josef Hosp am 16. Juli und die Feier des 40-Jährigen Jubiläums des Kolping-Ferienhaus in Weißenbach (Tirol) am 13. September Thema. Reinhold Padlesak, der den Diözesanverband in der Hauptkommission für die Vorbereitung des Kolpingtag vom 18. bis 20. September 2015 in Köln vertritt, stellte das Motto „Mut tut gut“, das Logo, die Teilnehmergebühren und die Veranstaltungsorte für das Großereignis des Kolpingwerkes vor, zu dem 15.000 Mitglieder erwartet werden.

27.01.2014
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