Treffen der Arbeitnehmervertreter aus der Handwerkskammer zum Thema Asyl

HWK, DGB und Kolping sagen „Willkommen!“

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28.07.2015

Rund 20 Arbeitnehmervertreterinnen und Vertreter aus der Vollversammlung der Handwerkskammer Schwaben (HWK) bzw. deren Stellvertreter und weitere Interessierte waren am 27. Juli 2015 der Einladung des Deutschen Gewerkschaftsbundes Schwaben (DGB) und des Kolpingwerkes zum Thema „Die HWK-Partnerschaften für Flüchtlinge und Asylbewerber“ nach Augsburg gefolgt. Volker Zimmermann, Geschäftsbereichsleiter Bildung und Personal bei der HWK, informierte über Hintergründe, Leistungen, Netzwerke, Erfolge und Forderungen der Kammer.

Da bereits seit 1999 vermehrt Flüchtlinge aus dem Balkan nach Deutschland kommen, unterstützt die Kammer Handwerksbetriebe im Umgang mit dem Bürokratiedschungel, bei der Prüfungsvorbereitung und in rechtlichen Fragen. Seit 2005 gibt es eine Mitarbeiterin zum Thema Migration. 2009 kam ein weiterer Mitarbeiter mit dem Aufgabenbereich Arbeitsmarktintegration und Weiterbildung von Flüchtlingen und Asylsuchenden hinzu. Für die Beratung zur Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen folgte eine weitere Mitarbeiterin. Damit verfügt die Kammer über eine langjährige Erfahrung. Sie wirkt an vielen regionalen, nationalen und europäischen Projekten mit und verfügt über ein gut funktionierendes Netzwerk v.a. mit unterschiedlichen Migranten-Selbsthilfeorganisationen (z.B. Tür an Tür gGmbH).

Als Hintergründe für das Engagement der Kammer nannte Zimmermann unter anderem den Demographischen Wandel und zunehmenden Fachkräftebedarf. Dem Handwerk in Schwaben ist dieses Thema aber nicht nur wichtig, weil ein hoher Anteil der 29.000 Betriebe Personen mit Migrationshintergrund beschäftigen, sondern weil es damit auch gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Ziel der Kammer ist es eine soziale Integration der Flüchtlinge durch Beschäftigung zu ermöglichen bzw. zu unterstützen.

Bevor der Zugang zum Arbeitsmarkt geöffnet werden kann, muss der Aufenthaltstitel (Aufenthaltsgestattung, Duldung oder Aufenthaltserlaubnis) erfolgen. Einer beruflichen Orientierung bzw. Kompetenzfeststellung folgt gegebenenfalls eine Nachqualifizierung, um die Asylbewerber fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Im Kontakt mit interessierten Unternehmen wird ein Ausbildungs- und Arbeitsverhältnis vermittelt. Die Kammer kann diese Arbeit in ganz Schwaben aufgrund der wenigen Personalstellen nur in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern durchführen.

Die Handwerkskammer arbeitet zum Beispiel mit den 14 Berufsschulen in Schwaben, an denen es Klassen für Berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge (=BAF) gibt, bei der Vermittlung von Praktikumsstellen eng zusammen. Frank Jelitto, stellv. Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerkes in der Diözese Augsburg ergänzt, dass die Hälfte der 31 Klassen mit ca. 460 jungen Flüchtlingen durch die Kolping Akademie betreut werden. Der Staat will im Schuljahr 2015/2016 dieses Angebot ausbauen. Eine Hürde dabei ist, dass es an neuen Stellen für Lehrkräfte mangelt.

Der Präsident der Handwerkskammer Schwaben Hans-Peter Rauch wollte durch die Übernahme von Patenschaften für vier junge Flüchtlinge ein Zeichen setzen. Rauch ist es wichtig, in der Öffentlichkeit die Willkommensbereitschaft des schwäbischen Handwerks für Flüchtlinge sichtbar zu machen.

Seinen Vortrag schloss Volker Zimmermann mit Forderungen an die Politik zusammen. Vor allem bräuchten die Betriebe Planungssicherheit. Rechtssicherheit bei den Grundlagen, beim Ablauf der Verfahren und beim Status der Flüchtlinge sind dabei wichtige Forderungen. Auch eine einheitliche Umsetzung durch die Ausländerbehörden bzw. eine eindeutige Zuständigkeit der staatlichen Stellen stehen auf der Wunschliste an die Politik. Mit der „3 + 2 Regelung“ fordern die Wirtschaftsverbände neben der dreijährigen Ausbildungszeit mindestens zwei Jahre Aufenthaltsgenehmigung für die ausgebildeten Fachkräfte sicher zu stellen.

In der anschließenden Diskussion ging es auch um die Frage, wie die Kammer mit den Ehrenamtlichen vor Ort, die Flüchtlinge begleiten, zusammenarbeiten kann. Mitglieder der Projektgruppe „Fremde werden Freunde“ des Kolpingwerkes Diözesanverband Augsburg zur Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit, interessierte die Frage, wie Asylbewerber in Handwerksbetriebe vermittelt werden können.

Sonja Tomaschek, Diözesanvorsitzende des Kolpingwerkes, und Paul Brugger, Arbeitnehmer-Vizepräsident der Handwerkskammer Schwaben, dankten Zimmermann für seinen Vortrag und die Diskussion.

28.07.2015
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