Die Kirche in Ungarn ist nicht ohne die Geschichte Ungarns zu betrachten

Verständnis für Ungarn gefördert

zurück

12.02.2017



"Haben Sie ein wenig Geduld mit uns Ungarn", so lautete eine innige Bitte von Prof. Dr. Máté-Tóth. Er war Referent des Fairen Frühstücks am Samstag, den 11. Februar im Kolpinghaus Augsburg. Dazu eingeladen hatte der Fachausschuss "Verantwortung für die Eine Welt" im Diözesanverband Augsburg.

25 Personen waren der Einladung gefolgt und lauschten gespannt den Ausführungen des Referenten. Er machte deutlich, dass die Struktur und Situation der Kirche in Ungarn nicht losgelöst von der ungarischen Geschichte betrachtet werden kann. Er verglich die Geschichte Ungarns mit biblischen Ereignissen wie dem babylonischen Exil. Erst nach dem Fall des eisernen Vorhangs konnten in Ungarn wieder demokratische Strukturen errichtet werden. Die Kirche gefordert war, sich in einer freien Gesellschaft neu aufzustellen. Die Strategie der Kirchenoberen war es, erst die Struktur der Katholischen Kirche zu stärken und in einem weiteren Schritt sich um die Seelsorge der Gläubigen zu kümmern. Laut dem Religionswissenschaftler Máté-Tóth sei man über den ersten Schritt kaum hinausgekommen. Dazu käme, dass die Ausbildung der Priester in Ungarn bei weitem nicht so umfassend sei wie in Deutschland, dies gelte auch für mögliche kontinuierliche Fortbildungsmöglichkeiten. 

Ein Vorurteil, dass das ungarische Volk gläubiger und konservativer als die Deutschen sind, widerlegte der Referent. In einer europaweiten Studie wurden Bürger aus unterschiedlichen Ländern nach der Wertigkeit der Religiosität sowie ihrer Nationalität und Souveränität gegenüber ihres Staates befragt. Hier zeigte sich deutlich, dass in Punkto Religiosität zwischen Deutschen und Ungarn kein großer Unterschied besteht. Betrachtet man das Feld der Nationalverbundenheit und der Souveränität des Landes fällt auf, dass dies im ungarischen Volk eine größere Rolle spielt als in Deutschland; Beides bedingt sich durch die jeweilige Geschichte des Landes. So ist auch erklärbar, dass eine Demokratie Zeit zum Wachsen brauche und Menschen, die diese aktiv und für das Land und seine Außenwirkung förderlich gestalten können, erst hineinwachsen müssen. Für die Dauer dieses Prozesses bat Prof. Máté-Tóth um Verständnis und Geduld mit seinen Landsleuten.

Konkrete Beispiele aus dem Alltag berichteten auch Krisztina Spiller, Vertreterin des Generalkonsulates von Ungarn und Pfarrer Péter Varga von der ungarischen katholischen Mission im Bistum Augsburg. Die Ausführungen von Prof. Dr. Máté-Tóth, der in Wien promoviert und habilitiert hat, förderten bei vielen Anwesenden das Verständnis für Ungarn. Förderlich wird dies auf jeden Fall sein, denn viele der anwesenden Kolpingsfamilienvertreter pflegen teilweise seit über zwei Jahrzehnten Partnerschaften mit ungarischen Kolpingsfamilien. Das Faire Frühstück mit Prof. Dr. Máté-Tóth, der in Szeged (Südungarn) das Institut für Religionswisschaften aufgebaut hat und es bis heute leitet, war sehr gelungen, so das Fazit der Besucher.

 

 

 

Die Veranstaltung wurde von der Walter und Gisela Stiermann-Stiftung unterstützt.

12.02.2017
zurück