Kolpingsfamilie Schrobenhausen zum Partnerschaftstreffen 2025 in Südböhmen

80 Jahre nach Kriegsende und Vertreibung

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16.10.2025


Das Partnerschaftswochenende der Kolpingsfamilien Schrobenhausen und Velká Bíteš (Tschechien) Anfang Oktober 2025 stand im Zeichen von „80 Jahre Kriegsende, Vertreibung und Versöhnung“. Da einige Mitglieder der Kolpingsfamilie Schrobenhausen ihre Wurzeln im ehemaligen Sudetenland haben, war es für die Kolpingsfamilie mit ein Grund, die Partnerschaft mit einer tschechischen Kolpingsfamilie anzustreben.

Als Treffpunkt wählten die tschechischen Kolpingmitglieder das Gebiet rund um den Lipno-Stausee im Böhmerwald. Der gemeinsame Aufenthalt begann am Freitagnachmittag im ruhiggelegenen Olšina Resort, das am Ufer des gleichnamigen Sees liegt. Rund um den See führt ein etwa 8 km langer Naturlehrpfad, der die erste gemeinsame Aktivität darstellte. Alte Freundinnen und Freunde wiedersehen, neue Freundinnen und Freunde kennenlernen - es gab viel zu besprechen.

Den Abend verbrachte man mit eindrucksvollen Vorträgen von Dominik Lajkep und Christian Reiter. In Wort und Bild erzählten sie die Geschichte von Verwandten, die die Zwangsdeportation aus dem Sudetenland am eigenen Leib erleben mussten. Wenn dieser Teil der Geschichte, den viele nur noch aus TV-Dokumentationen kennen, an persönlichen Schicksalen von Familienmitgliedern sichtbar gemacht wird, werden so manche Reaktionen aus der Großelterngeneration verständlicher. Zu den Vorträgen gab es viel Gesprächs- und Diskussionsstoff unter den Teilnehmenden, und alle waren sich einig, dass sich diese Zeit nie mehr wiederholen darf, auch wenn die aktuelle gesellschaftliche Situation einen anderen Schluss erahnen lässt. Umso wichtiger war für alle, dass diese deutsch-tschechische Partnerschaft zur Versöhnung zwischen beiden Staaten beitragen kann und beitragen wird. Darum wurde diese Veranstaltung vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds im Rahmen des Projekts „Deutsch-Tschechische Kolpingsfamilien-Treffen“ gefördert.

Am Samstag widmete man sich der Erkundung der Naturschönheit des Böhmerwalds. Am Vormittag stand eine Führung durch das Zisterzienserkloster in Vyšší Brod (Hohenfurth) auf dem Programm. Die beeindruckende Klosteranlage beherbergt mit mehr als 70.000 Büchern die drittgrößte Klosterbibliothek der Tschechischen Republik, deren Altbestand bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. 1950 durch die kommunistische Diktatur aufgelöst, kehrten 1989 die ersten Mönche wieder zurück in das Kloster und bemühen sich seither um die Erneuerung des klösterlichen Lebens. In Hohenfurth selbst konnte so mancher Teilnehmende auf den Spuren der eigenen Familiengeschichte wandeln.

Nach dem Mittagessen am Lipno-Stausee machten sich die Teilnehmenden auf den Weg zum Baumwipfelweg Lipno. Dieser 2012 eröffnete Pfad ist der erste seiner Art in der Tschechischen Republik und mündet in einen 40m hohen Panoramaturm. Nach dem Abendessen ging es in den gemütlichen Teil über, in dessen Verlauf bei dem ein oder anderen landestypischen Getränk die letzten Kommunikationsbarrieren beseitigt und manch neue Freundschaften besiegelt wurden.

Der Sonntag führte nach Böhmisch Krumau, wo in der St.-Veits-Kirche die Sonntagsmesse mitgefeiert wurde. An diesem Tag spendete der Ortsbischof die Firmung. Das war einerseits ein außergewöhnliches Erlebnis, andererseits bedeutete es eine zeitliche Verzögerung und etwas Nervosität, da nach der Messe bereits eine Führung durch die historische Innenstadt gebucht war. Glücklicherweise warteten die Führer und tauchten mit den Teilnehmenden ein in die wechselhafte Geschichte der Stadt.

Letzte Station der Reise war Budweis zum Mittagessen. Zum Abschluss des Wochenendes gab es einen kurzen Spaziergang durch die Budweiser Innenstadt mit einem Aufstieg zum Schwarzen Turm. Im Glockenturm ist die drittgrößte Glocke Tschechiens beheimatet.

Zum Abschied sprachen die tschechischen Gastgeber noch die Einladung für 2026 aus. Dann feiert die Kolpingsfamilie Velká Bíteš ihr 30jähriges Gründungjubiläum; ein Wiedersehen ist also garantiert!

Stefan Mayer
16.10.2025
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