#WirBleibenZuhause - und sind dennoch (gedanklich) unterwegs!

Da aufgrund der Corona-Pandemie unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, lädt das Kolpingwerk Diözesanverband Augsburg zu einem virtuellen Sonntagsausflug zu Kapellen, Gipfel- und Feldkreuzen, Kirchen mit Kolping-Reliquien... ein.

Gipfelkreuz auf dem Kratzer von der Kolpingsfamilie Kempten

Kolpingsfamilie Kempten am Gipfelkreuz 1987
Bergmesse der Kolpingsfamilie Kempten am Kratzer (vermutlich 1987)
In kurzen Hosen durch den Schnee - Transport Kreuz 1987
Der Kratzer - ein markanter Berg (Bild: Axel Böschl)
Inschrift am Gipfelkreuz (Bild: Axel Böschl)
Blick zurück (Bild: Axel Böschl)

Am 11. Juli 1951 wurde das vermutlich erste Kreuz auf dem Kratzer (2.428 m), dass von der Kolpingsfamilie Kempten errichtet wurde, gesegnet.

Ein zweites Kreuz der Kolpingsfamilie Kempten auf dem mehrgipfligen Berg in den Allgäuer Alpen südwestlich der Kemptner Hütte segnete Vizepräses Manfred Gohl am 17. September 1967. Gohl berichtet, dass 18 Unentwegte trotz Nässe, Kälte und Schnee zur Feier mit auf dem Berg gekommen waren.

Wahrscheinlich durch einen Blitzschlag wurde das zweite Kreuz auf der Felsformation, die von Oberstdorf aus den Eindruck einer Felsruine macht, 1985 zerstört. 1987 errichtete die Kolpingsfamilie Kempten ein drittes Kreuz aus Eichenholz, teilweise mit Kupfer abgedeckt, durch Drahtseile gesichert und mit Blitzableiter, auf dem Kratzer. Erste Überlegungen, das Kreuz mit einem Hubschrauber auf den Gipfel zu bringen, scheiterten an den Kosten. Daher musste das Kreuz in Hand- und Fußarbeit von 30 Mitgliedern der Kolpingsfamilien Kempten und Heiligkreuz und von Freunden am 4. Juli 1987 in einzelnen Teilen von der Kemptner Hütte über das Mädelejoch zum Gipfel gebracht werden. Da auf den Kratzer kein markierter Weg führt und auch der leichteste Anstieg von Süden über Schrofengelände führt, ist beim Besteigen Trittsicherheit gefordert. Die schwierigeren Touren durch die Nordwand des Kratzers werden aufgrund des brüchigen Gesteins kaum mehr begangen. Am 22. September 1987 segnete Pfarrer Eduard Salzmann das neue Kreuz.

Aus dem Evangelium vom 15. Sonntag im Jahreskreis (12. Juli 2020)

"An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees.
Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer.
Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen. Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen.
Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es.
Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat.
Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.
Wer Ohren hat, der höre!"

Vollständiger Text Evangelium (Matthäus 13, 1-9) unter: www.bibleserver.com
Texte des Sonntags im Schott-Messbuch auf: www.erzabtei-beuron.de

Aus meinem Tourtagebuch

Meist deuten wir das Gleichnis Jesu, wie es auch in den darauffolgenden Versen des Evangeliums beschrieben wird: Der Samen ist das Wort Gottes, wir sind das Erdreich und am besten ist es, wenn wir ein fruchtbarer Boden sind.

Nehmen wir doch einmal eine andere Position ein! Wie erginge es uns, wenn wir der Sämann wären?

Für ihn muss es doch frustrierend sein, wenn drei Teile der Saat umsonst sind und nur einer Frucht bringt? In unserer Zeit würden die Ressourcen nicht so vergeudet. Der Landwirt würde die Effektivität optimieren, indem er zum Beispiel die Dornen ausreißt, den felsigen Boden sprengt und das Feld klarer vom Weg abgrenzt. Vielleicht würde er den Acker überhaupt nicht mehr bebauen, weil die Ertragszahlen nicht stimmen.

Vom Sämann im Evangelium lesen wir nicht, wie er über das vergeblich ausgebrachte Saatgut denkt. Er scheint es regungslos hinzunehmen.

Lesen wir den Text noch einmal. Was wäre eigentlich mit den Vögeln, wenn nichts mehr auf den Weg fiele? Werden die verdorrten und erstickten Keime nicht neues Erdreich, das künftigen Pflanzen zu Gute kommt?

Für mich ist das Gleichnis nicht so schwarz-weiß, wie es meist verstanden wird. Für mich ist es – gerade in unserer heutigen Zeit – ermutigend. Bei unserem Engagement in Kirche, bei Kolping, wenn wir Kindern den Glauben weitergeben… fragen wir uns manchmal, ob sich der Aufwand lohnt. Aber auch wir sehen und wissen nicht, was unser Tun über das Sichtbare hinaus bewirkt. Wir können nur darauf vertrauen, dass der wahre Sämann, Jesus Christus, alles zum Guten führt.

Für mich hat Adolph Kolping auch so gedacht, wenn er zum Beispiel sagt: „Tun wir nach besten Kräften das Beste, und Gott wird das Gute nie ohne Segen lassen.“


Johann Michael Geisenfelder, Diözesansekretär

Eintrag ins Gipfelbuch

Göttlicher Sämann,
leg dein gutes Wort in mein Herz.
Lass es wachsen und Frucht bringen.
Dafür danke ich dir.

Kolping-Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer

Musiktipp: In das Dunkel deiner Vergangenheit (Bischof Bätzing singt)

Was für unterwegs...

"Solange uns Gott Kräfte verleiht,
schaffen wir rüstig und wohlgemut weiter.
Die Zukunft gehört Gott und den Mutigen."

Adolph Kolping

Wer sehen will, wo das Gipfelkreuz steht, sich mit dem Finger auf der Karte auf den Weg machen möchte, kann hier dem Link folgen oder die GPS-Daten verwenden: 47°18'29.6"N 10°19'09.0"E