#WirBleibenZuhause - und sind dennoch (gedanklich) unterwegs!

Da aufgrund der Corona-Pandemie unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, lädt das Kolpingwerk Diözesanverband Augsburg zu einem virtuellen Sonntagsausflug zu Kapellen, Gipfel- und Feldkreuzen, Kirchen mit Kolping-Reliquien... ein.

Gipfelkreuz der Kolpingsfamilie Gersthofen auf der Mädelegabel

Transport des Längsbalkens auf die Mädelegabel
Alfred Steiner beim Aufstellen des Kreuzes
Alfred Steiner und Ernst Kirchgessner beim 10jährigen Jubiläum 1971
50 Jahre Gipfelkreuz
Bergmesse zum 55-Jährigen Jubiläum
Beim Jubiläum 2016 6 Männer und 1 Frau von 1961 dabei: v.l. Josef Haasl, Alfred Steiner, Fritz Peter, Ulrich Kapfer, Franz Brandmeyer, Erwin Wiedemann. Auf dem Foto fehlt Maria Pfundmeier

Segen aus Indien für Gipfelkreuz im Allgäu

Hoher Besuch aus Indien hatte sich 1961 in Gersthofen angesagt. Bischof Dr. Leonard Raymond (geboren 1899, gestorben 1974), von 1947 bis 1964 Bischof des nordindischen römisch-katholischen Bistums Allahabad (Bischofsstadt Prayagraj) und von 1964 bis 1974 Erzbischof des in der Mitte Indiens gelegenen Erzbistums Nagpur, nahm auch an einer Versammlung der Kolpingsfamilie Gersthofen teil. In der Septemberausgabe des Kolpingblatt ist über die Begegnung zu lesen: „Wir sangen einige Lieder, genau wie sonst. Dann einige Worte unseres Präses. Der Bischof sprach zu uns. Er redete von Kolping, von seinem Programm, das er kennenlernen wolle: Wir spürten etwas von den Sorgen und den Nöten, die ihn bedrücken, als er von seinen Landsleuten erzählte, von ihren Krankheiten, ihren Hoffnungslosigkeiten. Diözesansenior Werner Rehherger dankte unserem hohen Gast. ‚Wir haben uns überlegt, wie wir eine bleibende Erinnerung an Sie schaffen könnten, und so wählten wir für unser Gipfelkreuz, das wir demnächst auf die Mädelegabel, den höchsten Berg des Allgäus, tragen wollen, Ihren Wahlspruch >Im Kreuz ist Heil<'.“ Im Anschluss an die Versammlung segnete Bischof Dr. Raymond das Gipfelkreuz für den berühmtesten und meist bestiegenen Hochgipfel der Deutschen Alpen bei einer kurzen Feierstunde vor der Kirche.

Eine Idee wird Wirklichkeit

Alfred Steiner, 1961 Senior der Kolpingsfamilie Gersthofen, ist 1959 mit vier Freunden auf dem Heilbronner Weg in den Allgäuer Alpen unterwegs. Auf dem Hohen Licht lesen sie, dass die Kolpingsfamilie Oberstdorf das Gipfelkreuz 1938 errichtet hat. Spontan entsteht die Idee: »Das machen wir auch«. Da die 2645 Meter hohe Mädelegabel noch kein Gipfelkreuz hat, haben sie ein paar Stunden später auch schon den passenden Berg gefunden.

Über ein Jahr zogen sich die vorbereitenden Arbeiten hin. Zu Beginn wurde eine Eiche gefällt, die ein Bauer gestiftet hatte. Auch ein Schacht und vier Löcher für die feste Verankerung des Kreuzes mussten bei Kälte und Schneetreiben von Hand in den Gipfelfelsen gemeißelt werden.

Im Juli 1961 wurden die Balken auf die Kemptner Hütte gebracht. Ab Spielmannsau mussten die 500 Kilogramm Material auf 1000 Meter nur mit menschlicher Muskelkraft bewegt werden. Der Längsbalken ist fünf Meter lang und wiegt allein schon etwa 250 Kilogramm.

Am 13. August beginnt das Unternehmen Kreuz-Aufstellung. Kurz nach Mitternacht starten rund 40 Kolpingmitglieder in Gersthofen. Am frühen Morgen haben sie die Kemptner Hütte erreicht. Zu Beginn ist der Kransport der Kreuzbalken auf den Gipfel noch relativ einfach. Aber es müssen auch 200 Höhenmeter in steilem Felsgelände überwunden werden, wo die Balken nur an Seilen emporgezogen werden können.

Als das Werk vollendet war, feierten sie als erste mit ihrem Kaplan Hans Gündele unter dem Kreuz Eucharistie, berichtet das Kolpingblatt im November 1961.

Auf der Mädelegabel steht ein Kreuz und in Berlin eine Mauer

Als die Kolpingmitglieder von ihrer Tour gesund und glücklich zurück sind, müssen sie erfahren, dass nicht nur sie in den vergangenen Tagen aktiv waren. In Berlin hatte am 13. August auf Beschlusses der politischen Führung der Sowjetunion und auf Weisung der DDR-Regierung der Bau der Berliner Mauer begonnen. Die drei Sektoren Westberlins wurden durch eine Mauer mit Todesstreifen vom Ostteil der Stadt getrennt. Bis zum 9. November 1989 brachte die Grenze vielen Menschen Leid und Tod. Beim 30-Jährigen Jubiläum bringen die Gersthofer Kolpingmitglieder glücklich und dankbar eine kleine Tafel am Kreuz an. „Dieses Kreuz wurde am 13. August 1961 errichtet. Am gleichen Tag wurde in Berlin die Mauer gebaut. Nach 28 Jahren ist die Mauer gefallen. Das Kreuz steht noch. Gott sei Dank. 13. August 1991“, ist darauf zu lesen.

Bergmesse zu den Jubiläen  

Am 12. August 2011 feierten 46 Mitglieder und Freunde der Kolpingsfamilie Gersthofen auf der Mädelegabel das 50jährige Bestehen des Kreuzes. Vor der im Sonnenlicht strahlenden Bergkulisse zelebrierte Diözesanpräses Alois Zeller eine Bergmesse im „Mädelejoch“ unterhalb des Gipfelkreuzes. Im Anschluss an den Dankgottesdienst stiegen die Teilnehmer zu einem kurzen Dankgebet zum Gipfelkreuz auf. Alfred Steiner, 1961 Senior der Kolpingsfamilie Gersthofen, war von diesem Ereignis und Tag besonders berührt.

Zum 55-Jährigen Jubiläum des Gipfelkreuzes 2016 feierte die Kolpingsfamilie mit Diözesanpräses Zeller einen Berggottesdienst beim Berggasthof Laiter in Oberstdorf. Musikalisch umrahmt wurde die Messfeier von Mitgliedern des Kolpingchors Oberstdorf. Mit dabei waren sechs Männer und eine Frau, die damals vor 55 Jahren mitgeholfen hatten, Kreuz und Material zum Gipfel hochzutragen und das Kreuz dort oben zu errichten.

Aus dem Evangelium vom 19. Sonntag im Jahreskreis (9. August 2020)

"Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken.
Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten.
Als es Abend wurde, war er allein dort. Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.
In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See.
Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.
Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!
Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!
Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus.
Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich!
Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du."

Vollständiger Text Evangelium (Matthäus 14, 22-33) unter: www.bibleserver.com
Texte des Sonntags im Schott-Messbuch auf: www.erzabtei-beuron.de

Aus meinem Tourtagebuch: Du wirst nicht untergehen

Wer kennt sie nicht, die stürmischen Zeiten, die unser so sicher geglaubtes Boot des Lebens ins Wanken bringen? Hohe Wellen lassen uns den Halt unter den Füßen verlieren: Arbeitslosigkeit, Abschied nehmen von lieben Menschen, Krankheiten mit unsicherem Ausgang, Isolation, Einsamkeit. Die Angst zu kentern und unterzugehen macht sich breit. Doch eines kann uns helfen, den Wind aus diesen oft scheinbar unlösbaren Situationen zu nehmen: das Vertrauen auf Gott! Nehmen wir uns Zeit und Muße unser Leben vor Gott zu bringen und auf sein Wort zu hören, dann geht Jesus mit uns über das Wasser der Unsicherheit und Zweifel zurück zum Boot und der Sturm legt sich.

Hildegard Huber, Diözesanbeauftragte "Kirche mitgestalten"

Eintrag ins Gipfelbuch

Herr, ich werde ängstlich,
wenn es im Leben stürmisch wird
und ich nicht weiß, was alles auf mich zu kommt.

Hilf mir,
dass ich wie Petrus deine Hand finde.

Lass mich erfahren, dass du mich fest in deinen Händen hälst.

Kolping-Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer

Du bist da (Kathi Stimmer-Salzeder)

Was für unterwegs...

"Die Kirche kann und darf sich von der sozialen Frage nicht zurückziehen,
sie darf das bürgerliche Leben ihren geborenen oder geschworenen Feinden nicht allein überlassen,
sie muß ins Leben hineintreten und den Kampf mit ihren Widersachern nicht scheuen."

Adolph Kolping

Wer sehen will, wo das Gipfelkreuz steht, sich mit dem Finger auf der Karte auf den Weg machen möchte, kann hier dem Link folgen oder die GPS-Daten verwenden: 47°17'54.9"N 10°17'36.6"E