Erzbischof Reinhard Kardinal Marx im Gespräch mit Kolping in Bayern

Die große Zeit des Christentums liegt vor uns!

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20.11.2016







Kardinal Reinhard Marx antwortet auf die gesellschaftlichen Umbrüche beim Besuch des Kolpingwerkes in Bayern am 15. November 2016 im Kolpinghaus in München mit Papst Franziskus, der Katholischen Soziallehre und einer faszinierenden Hoffnung aus dem Glauben heraus.

Ein mit Menschen überfüllter großer Saal mitten in München, mucksmäuschenstill und vorne am Pult ein Redner zu Gast dem alle, Jung und Alt, förmlich an den Lippen zu hängen scheinen. Über 300 Mitglieder des Kolpingwerkes, der Kolpingjugend und zahlreich geladene Gäste reisten aus allen Ecken Bayerns zum Gesprächsabend mit dem Vorsitzenden der Freisinger und der Deutschen Bischofskonferenz nach München an.

"Amoris Laetitia" legt der Kardinal allen als Lektüre ans Herz. "Der Papst weiß und spricht aus was los ist! Und jeder kann es verstehen!" Ergebnisse und Folgerungen aus der Familiensynode, Umgang mit Wiederverheirateten Geschiedenen in der Kirche, Umbrüche in der Gesellschaft, Zukunft der Demokratie nach den Ereignissen in Amerika und in Erwartung der kommenden Bundestagswahl bei uns in Deutschland - kein Thema war dem Kolpingbruder Marx zu heiß als dass er es nicht an- und ausgesprochen hätte.

Marx sieht das konsequente Festhalten an der Sozialen Marktwirtschaft als wichtiges und bewährtes Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell für ein gerechtes und friedliches Zusammenleben. Dabei kann er sich bei Kolping auf sicherem Terrain fühlen. Der Verband steht von seinem Selbstverständnis her zur Soziallehre der Kirche und gründet sich durch den Sozialpionier, Publizisten und Priester Adolph Kolping auf diesem Wertekanon des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Der Erzbischof von München trägt mit dem ihm eigenen Schwung vor und weiß wie er die Dinge beim Namen nennen muss, damit alle Zuhörer den großen und globalen Zusammenhängen folgen können.

Aber auch das Kolpingwerk in Bayern ließ es sich nicht nehmen, dem Kardinal wichtige Anliegen aus der konkreten Verbandsarbeit vorzustellen. In einer vom stellv. Landesvorsitzenden Erwin Fath moderierten Gesprächsrunde zeigte die Familienreferentin Sabine Weingarten auf, mit welchen Sorgen und Schwierigkeiten gerade Familien mit vielen Kindern zu kämpfen haben und welche Anstrengungen das Kolpingwerk in Bayern für die Betreuung und Begleitung dieser sogenannten Groß- und Mehrlingsfamilien unternimmt.

Simone Detzlhofer als Vertreterin des Jugendverbandes (Landesleiterin der Kolpingjugend in Bayern) stellte das jugendpolitische Engagement und die kirchliche Verwurzelung der Jugendarbeit bei Kolping vor. Zur Bildung gehört auch das Schaffen von Erlebnissen, wie es die Beispiele von Praxiswochen für Jugendliche im Landtag oder landesweiten Aktionstagen zeigen. Auf die Frage des Moderators, welche Erwartungen der Kardinal an die Jugend hätte, kommt prompt die Ermahnung, nicht immer zu fragen, was die Jugend bringen müsste. Die Jugend sei nicht schlechter als früher, was zählt ist die Freiheit und wie man es lernt, mit dieser Freiheit umzugehen.

Nah dran am Jugendthema blieb man mit dem Engagement des Kolpingwerkes im Bereich des "Jugendwohnens". Heinrich Lang, Geschäftsführer der Kolping-Stiftung Augsburg, beschreibt worauf es hier ankommt. Heimat geben auf Zeit oder "Auswärts zuhause" sind Schlagworte die wiedergeben was gemeint ist. Für die Zeit der Ausbildung nicht nur Unterkunft und Verpflegung bieten, sondern auch im Umgang innere Heimat und Orientierung anbieten sind die Grundpfeiler dieses Angebotes.

"Im Bereich der Bildung hat Kolping sich den Schuh schon lange angezogen", meint der Vorstandsvorsitzende des Kolping-Bildungswerkes Bayern, Axel Möller im Rückgriff der Begrüßungsrede der Landesvorsitzenden Dorothea Schömig. Ohne Umschweife kommt er auf das momentan drängendste Thema der Kolpingeinrichtungen. Mit großer Anstrengung und hohem Aufwand haben sie zur Bewältigung der Aufnahme von jungen Flüchtlingen und Asylbewerbern Plätze in der Jugendhilfe ausgeweitet, Räume angemietet, Betreuung organisiert. Eine Selbstverständlichkeit meint Möller, war man doch schon immer bei Kolping als internationalem Verband konfrontiert mit fremden Kulturen und Sprachen. Jetzt da der Zustrom nachlässt, will die Politik den Aufwand nicht mehr tragen, schickt Jugendliche die in Ausbildung stehen wieder zurück in Sammelunterkünfte oder gar in die Abschiebung und lässt die Träger der Einrichtungen buchstäblich im Regen stehen.

Auf diese deutlichen Worte will selbst Kardinal Marx an dem fortgeschrittenen und intensiven Abend nichts mehr draufpacken, war doch alles zu diesem Thema gesagt.

"Wir sind Kolping, Menschen dieser Zeit" intonierte Sängerin Tamara Kieser am Ende des Gesprächsabends und alle sangen mit. Wer den Liedtext des neuen Kolpingliedes kennt, merkt, wie sich das Gesagte und Diskutierte gerade an diesem Abend zusammenfassend verdichtete. Das Schlusswort von Landespräses Christoph Huber fiel daher kurz und markant aus: "Treu Kolping Herr Kardinal und danke für diesen Abend!"

Willi Breher, Kolping-Landesgeschäftsführer
20.11.2016
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