Maria und Josef vor den Trümmern gerettet

Sensationelle Rettungsaktion

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15.03.2021


Die Kolpingsfamilie Marktoberdorf und ganz Marktoberdorf ist heute froh über den Erhalt ihrer Hotter-Malereien Maria und Josef, die die Wände des ehemaligen Kolpinghauses zierten. Kurz vor dem Abriss des Hauses im April 1993 schien die Hoffnung, die „Heilige Familie“ zu retten, auf Grund der finanziellen Lage verloren. Daraufhin meldete sich der Restaurator Guido Weggenmann, der in einer sensationellen Rettungsaktion und mit einer besonderen Technik die Kunstwerke am Leben erhielt.

Der Künstler Ludwig Magnus Hotter (1892 - 1962), der auch Kolpingmitglied war, war ein bedeutender Maler, der sich zu seiner Zeit nicht vor dem Modernen und dem Neuen scheute und dessen kreative Ader sich in seinen Bildern zeigte. Der älteste Sohn des Fotografen Josef Hotter hat zahlreiche Häuser in Marktoberdorf mit seinen Werken geschmückt. Besonders waren die Abbildungen von Maria und Josef am Kolpinghaus. Die Bilder entstanden 1951 und sind Secco-Malereien, d.h. sie wurden auf trockenen Putz gemalt.

42 Jahre später war das Kunstwerk, das die „Heilige Familie“ zeigt, gefährdet. Denn die Stadt Marktoberdorf hatte den Abriss des gesamten Kolpinghauses aufgrund von Modernisierungsmaßnahmen der Innenstadt genehmigt und für den April 1993 geplant. Die Fassadenmalerei sollte erhalten bleiben. Jedoch schien die Rettung aus der Sichtweise der Stadt Marktoberdorf aussichtslos, denn eine Restaurierung der Bilder wäre zu kostspielig und von der Stadt nicht finanzierbar gewesen. Der Heimatverein unter Herbert Eigler und die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Stadtmuseums Eva Haupt hatten das Anliegen, die Medaillons zu erhalten und kämpften dafür.

Glücklicherweise war Rettung in Sicht, als der Restaurator Guido Weggenmann eine Berichterstattung über die gefährdete Zukunft der Hotter-Bilder in der Zeitung las. Er bot der Stadt an, die Bilder kostenlos abzulösen. Rund 30 Arbeitsstunden setzte der Restaurator aus Kempten dafür ein, die Bilder schadlos vom Mauerwerk abzulösen. Dabei verwendete er eine spezielle Technik. Er trug einen Leim auf die Malereien auf und legte ein Tuch darüber. Als der Klebstoff hart wurde, zog er das Tuch mit dem Farbauftrag vorsichtig mit Hilfe des Skalpells samt Putz vom Mauerwerk ab. So wurde die Farbschicht einwandfrei von der Fassade getrennt. Anschließend wurden die Bilder samt Putz auf Holzplatten geklebt und das daraufhin angefeuchtete Tuch abgezogen. Die Rettungsaktion wurde zu einer Sensation.

Maria und Josef kehrten schließlich einige Monate später an Heiligabend 1993 zurück. Die restaurierten Malereien wurden im Stadtmuseum Marktoberdorf ausgestellt und können heute dort noch besichtigt werden.

Der heilige Josef ist der Patron des Kolpingwerkes und somit auch der Kolpingsfamilie Marktoberdorf. Die Kolpingsfamiile ist deshalb auch froh über den Erhalt der Hotter-Bilder und freut sich anlässlich des Josef-Schutzfestes am 19.03.2021 besonders darüber.

 

 

Julia Hosch
15.03.2021
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