Kolpingsfamilie Vöhringen feiert 95-jähriges Jubiläum

Verantwortungsvoll und solidarisch

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27.11.2019

Oben links Bezirkspräses Edwin Rolf, unten Links Bruno Scherb, unten rechts Präses Pfarrer Martin Straub, links daneben Hans Schwendele, der seit 65 Jahren dabei ist. Alle anderen sind seit 25 Jahren Mitglieder.

Am 24. November feierte die Kolpingsfamilie Vöhringen ihr 95-jähriges Jubiläum. Zum Festgottesdienst in der Michaelskirche waren zahlreiche Mitglieder der Kolpingsfamilie Vöhringen sowie der befreundeten Kolpingsfamilien aus Neu-Ulm, Pfuhl, Weißenhorn, Illertissen und Kellmünz mit ihren Bannern gekommen. Präses Pfarrer Martin Straub freute sich, dass Diözesanpräses Domvikar Alois Zeller aus Augsburg und Bezirkspräses Diakon Edwin Rolf den Festgottesdienst mitfeierten.

In seiner Predigt erinnerte Alois Zeller an das soziale Engagement des Gesellenvaters Adolph Kolping und der daraus folgenden sozialen Verantwortung des Kolpingwerkes. Im Mittelpunkt - so Alois Zeller - stehe die Familie. Sie bilden das Rückgrat der Gesellschaft und mit ihrer Begleitung der Kinder in das soziale Leben, entscheidet sich wesentlich, wie die Gesellschaft in Zukunft aussehen wird.

Vor dem Hintergrund fortschreitender Globalisierung gilt es deshalb weiterhin, die Familien zu stärken und zu unterstützen, sind doch alle im christlichen Glauben vereinten Menschen eine große Familie. Mit den Familienwochenenden in den Kolpinghäusern und weiteren Veranstaltungen zeige auch die Kolpingsfamilie Vöhringen die Wertschätzung der Familien. Er dankte der Kolpingsfamilie für ihren jahrzehntelangen Einsatz im Sinne Adolph Kolpings. Im Anschluss an den Gottesdienst hatte die Kolpingsfamilie zur weiteren Feier ins Pfarrheim St. Michael eingeladen.

Mit dem Zitat von Adolph Kolping: "Die Nöte der Zeit werden Euch lehren, was zu tun ist" begrüßte Vorsitzender Bruno Scherb die Anwesenden im voll besetzten Saal und gab einen kurzen Einblick in die Chronik der Kolpingsfamilie. In den schweren Jahren zwischen den beiden Weltkriegen haben 25 junge Männer in Vöhringen diese "Nöte der Zeit“ erkannt und im Dezember 1924 den damals "Katholischen Gesellenverein“ gegründet. Sogar der Bau eines Gesellenhauses war geplant, dies wurde aber aufgrund der politischen Situation unmöglich und das bereits vorhandene Grundstück wurde wieder verkauft. Der Gesellenverein wurde während des Dritten Reiches im Jahr 1936 zwangsweise aufgelöst, aber bereits 1949 - in den Zeiten des Wiederaufbaues nach dem Krieg - wieder neu gegründet.

Mitte der 50er Jahre wurden der Katholische Gesellenverein in Kolpingsfamilie und der Kirchplatz in Kolpingstraße umbenannt. Einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung hatte der in Vöhringen unvergessene Geistliche Rat Adalbert Städele, welcher über 30 Jahre (1934 - 1965) die Kolpingsfamilie geprägt und begleitet hat.

Die Kolpingsfamilie erfreute sich einer steigenden Beliebtheit und die Mitgliederzahlen stiegen von Jahr zu Jahr. Ihre Heimat hatten die Kolpingsöhne in verschiedenen Lokalen in Vöhringen. Dies endete Anfang der 70-iger Jahre als das im Volksmund „Seelenbunker“ genannte Josef-Cardijn-Haus erbaut und zur Heimat der Kolpingbrüder wurde. Im Jahr 1980 wurden die ersten Frauen in den bis dahin reinen Männerverein aufgenommen, damit hielt auch die Gleichberechtigung ihren Einzug bei den Kolpingsfamilien, welche heute ohne Frauen gar nicht mehr denkbar wären. Anfang 2010 Jahren fasste die Pfarrei den Entschluss, das Cardijn-Haus zu verkaufen und ein neues Pfarrheim zu bauen. Nach sehr emotionalen und kontroversen Diskussionen, nicht nur in Kirchengemeinde und Stadtverwaltung, sondern auch in der Kolpingsfamilie, hat diese seit Herbst 2011 eine neue und schöne Heimat im Pfarrheim St. Michael gefunden.

Vor 170 Jahren wurde der erste Gesellenverein in Köln gegründet. Heute hat das Kolpingwerk Deutschland 225.000 Mitglieder in 2350 örtlichen Kolpingsfamilien welche sich als familienhafte Gemeinschaft im Sinne ihres Gründers verstehen und sich am Leitbild des internationalen Kolpingwerkes orientiert: "Verantwortlich leben - solidarisch handeln". Auch die Kolpingsfamilie Vöhringen versteht sich als familienhafte Gemeinschaft, die im Sinne von Adolph Kolping das Bewusstsein für verantwortliches Leben und solidarisches Handeln fördern will.

Im anschließenden Grußwort von Präses Pfarrer Martin Straub betonte dieser, dass es für Adolph Kolping ein entschiedenes Anliegen war, die Familie zu stärken in einer Zeit, in der die soziale Frage sehr auf den Familien lastete. Kolping hat sie gestärkt durch das christliche Verständnis von Familie als Ort des Glaubens. Pfarrer Straub dankte der Kolpingsfamilie als aktives Mitglied der Pfarrei mit dem Wunsch, die Herausforderungen des Lebens gemeinsam zu tragen, einander beizustehen und zu unterstützen.

Anschließend übergab Bruno Scherb das Wort an Bürgermeister Karl Janson, der es sich als Kolpingmitglied nicht nehmen ließ, ein Grußwort zum Jubiläum zu sprechen. Adolph Kolpings Lehre und Lebenseinstellung sei noch heute aktuell und sie könne auch heute noch für jeden Einzelnen richtungsweisend sein, auch wenn Adolph Kolping schon vor über 200 Jahren geboren worden war und sein Wirken und Leben schon mehr als 150 Jahre zurückliege. Ganz bewusst haben sich die Gründungsmitglieder der Kolpingsfamilie Vöhringen, geprägt von ihrem christlichen Glauben, vor 95 Jahren von Adolph Kolpings Wirken anstecken lassen und Adolph Kolping auch zu ihrem Vorbild genommen, so Bürgermeister Janson. Dem damaligen Umbruch in der Gesellschaft aufgrund der aufkommenden Industriealisierung und damit verbundenen Nöten und Ausbeutung der Beschäftigten wollte Adolph Kolping entgegenwirken. Heute stehe uns ein weiterer Wandel zur Informationsgesellschaft und zur Wirtschaft 4.0 bevor und die Auswirkungen sind schon deutlich sichtbar. Weltweite Vernetzung und soziale Medien sind immer und überall verfügbar und führen zur Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft. Entgegen diesem Trend stelle Kolping Ehe und Familie als die wichtigste Voraussetzung zur persönlichen Entfaltung des Menschen in den Vordergrund. Familien bilden die Grundlage einer menschenwürdigen Gesellschaft, weil sie Solidarität und Wert vermitteln.

Die Kolpingsfamilie pflege diese familiäre Gemeinschaft nun seit 95 Jahren. Sie fühle sich aber auch ebenso ihrem sozialen Umfeld verpflichtet, was sie durch vielfältige Aktionen immer wieder unter Beweis stelle. Die Vöhringer Kolpingsfamilie habe in diesen 95 Jahren diesen Einsatz gezeigt und verantwortungsvoll und solidarisch für die Menschen in unserer Stadt Vöhringen gewirkt. Sie habe das Leben in der Stadt Vöhringen bereichert und werde dies auch sicherlich in Zukunft so tun, was Anerkennung und Wertschätzung verdiene. Mit dem Gruß „Treu Kolping!“ schloss Bürgermeister Karl Janson sein Grußwort verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft.

Im Anschluss überbrachte Jakob Kehrle als Regionalbeauftragter die Grüße des Diözesanverbandes Augsburg und Bezirksvorsitzender Rudi Hertel die Grüße des Kolping-Bezirkes Donau-Iller.

Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden zahlreiche Mitglieder für 25- und 65-jährige Mitgliedschaft geehrt.

Bruno Scherb
27.11.2019
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