Bildungstag der Internationalen Bodenseekonferenz

Den Blick schärfen für die Opfer der Krisen

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05.05.2014

Zu einem interessanten Thementag der IBK konnte dessen Vorsitzender Johann Müller am 15. März 2014 in Weiler eine große Anzahl von Zuhörern aus dem gesamten IBK Bereich begrüßen. Auch die Kolpingsfamilien aus dem Augsburger Bereich Scheidegg, Lindenberg, Lindau und naürlich Weiler beteiligten sich daran. Als Referent war Pfarrer Paul Schobel aus Stuttgart nach Weiler angereist. Pfarrer Schobel ist seit 1991 als Leiter der Betriebsseelsorge in der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig.

Der Tag stand unter dem Thema „ Ist Kapitalismus Sünde“ - „Die Sünde des Kapitalismus“

Als Einstieg verlas Schobel einen Brief einer Arbeitslosen welcher mit der Feststellung endete „Werde ich noch gebraucht? Es ist leichter einen Lottogewinn zu bekommen als einen Arbeitsplatz!“. In Baden-Württemberg hat bereits jeder siebte einen zusätzlichen Arbeitsplatz um seinen Lebensunterhalt einigermaßen gestalten zu können.

Unser Papst dazu: „Diese Wirtschaft tötet“. Leider hat dieses neoliberales Eenken auch schon in unserer Gesellschaft Einzug gehalten. Als Hauptgründe führ der Referent an: Wirtschaft ist ausschließlich organisiert nach dem Prinzip des Wettbewerbs und dem Gesetz des Stärkeren. Das führt zum Ausschluss vieler Menschen. Sie sind „Abfall“ und Müll“. An zweiter Stelle nennt der die ungezügelte Gier.

Kapitalismus erklärt sich nicht, das hat sich einfach so heraus entwickelt. Hauptsache ist das Kapital. Stellgröße dieses Wirtschaftssystems ist die Rendite. Spielarten des Kapitalismus sind: Moderierter, gedämpfter und gezähmter Kapitalismus. So beurteilt Nell- Breuning die soziale Marktwirtschaft und den rheinischen Kapitalismus unter der Adenauer Regierung. Diese Spielart unterliegt einer festen Reglementierung und darf sich nur innerhalb des gesetzlichen Rahmens entfalten.

„Folgt man nur dem 'Naturgesetz' der Freiheit auf sämtlichen Märkten, dann gelangt man zu einer optimalen Ausnutzung aller Ressourcen. Die Summe der Egoismen – wie von einer unsichtbaren Hand bewegt – führt zum Gemeinwohl.“

Des Weiteren wurde vom Referenten erklärt dass der Staat die Steueroasen austrocknen muss. Der Staat muss Rahmenbedingungen schaffen für eine soziale Marktwirtschaft, welche global und demokratisch für die Menschen greift. Beamte und Planwirtschaft sind falsch. Die Einnahmeseite des Staates muss erhöht werden.

Zehn Prozent der Reichen haben sechzig Prozent des Vermögens. Dies ist nicht richtig und für den sozialen Bereich schädlich. Im sozialen Bereich blamieren wir uns weltweit. Auch das persönliche Verhalten des Einzelnen muss sich ändern, der Blick auf die Opfer des sozialen Versagens muss erhöht werden.

Die Gewerkschaften müssen gestärkt werden im Kampf um die Arbeitsplätze und der sozialen Gerechtigkeit. Die Hausaufgaben der Kirchen ist ein neues Sozialwort. Die Kirchen müssen für eine vorbildliche  Arbeits- und Finanzbeziehung sorgen. Die Kirche müsse den Blick schärfen für die Opfer der Krisen. Drei Prozent Arbeitslose - das wären Aufgabenfelder für die Verbände und der Kirchen.

Adolph Kolping hat einmal gesagt: „Wenn jeder an seinem Platz das Beste tut, dann sieht es bald wieder besser aus in der Welt“. Halten wir uns an dieses Zitat und verwirklichen es!

Pfarrer Schobel hat mit seinem Referat die Teilnehmer an diesem Tag begeistert und zugleich betroffen gemacht über die Auswüchse des Kapitalismus in unserem Land und in der Welt.

Dafür gebührt ihm ein großes Dankeschön und die Hoffnung, dass seine Sorgen anklang finden und beseitigt werden.

Johann Müller
05.05.2014
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Diie IBK wurde 1968 gegründet. Unter dem Motto "Ein See - drei Länder - 10'000 Freunde" gehören derzeit zur Internationalen Bodenseekonferenz der Kolpingsfamilie, kurz IBK 66 Kolpingsfamilien aus dem Regionalverband Ostschweiz, aus dem österreichischen Diözesanverband Vorarlberg und den süddeutschen  Bezirksverbänden Hegau, Linzgau, Bodensee-Oberschwaben, Westallgäu und Württembergisch Allgäu an. Der Augsburger Bezirksverband Westallgäu umfasst die Kolpingsfamilien Scheidegg, Weiler, Lindau, Lindenberg und Heimenkirch.