Astrophysiker zu Gast bei der Kolpingsfamilie Gersthofen

Einblicke in die Geburt des Universums

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02.07.2014

Ein umfangreiches, schwieriges Thema behandelte der Vortrag von Dr. Torsten Enßlin vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching. Eingeladen hatte ihn Karl Eisensteger, Hobby-Astronom und Vorstandsmitglied der Kolpingsfamilie Gersthofen. „Von den ersten Sekundenbruchteilen des Universums bis zu dessen Zukunft“, dieses Thema brachte Vorstandsmitglied Rudi Straub auf und so kam es zu diesem Vortrag. Zahlreiche Besucher lauschten den interessanten Ausführungen von Dr. Enßlin.

Den Urknall datiert man vor 13,8 Milliarden Jahren. Mit dem Weltraum entstanden damals auch Teilchen und Licht. Das Licht wurde zunächst ständig an den Teilchen gestreut und konnte sich nicht ausbreiten. 380.000 Jahre nach dem Urknall wurde das Universum dann durchsichtig. Das Licht wurde damals frei und kann noch heute als Mikrowellenstrahlung gemessen werden. Über diese Lichtmessung macht man Rückschlüsse über das Universum.

Drei Jahre lang vermaß der Satellit „Planck“ im Weltall dieses vom Urknall übriggebliebene Licht und liefert dadurch Einblicke in die Geburt des Universums. Anhand eines Bildes des gesamten durch Planck kartographierten Himmels zeigte Dr. Enßlin eine Schwierigkeit der Datenanalyse: Die Milchstraße beherbergt viel Staub, dessen Wärmestrahlung die Messung des Lichtes des Urknalles überlagert.

Jeder Blick in den Kosmos ist ein Blick in die Vergangenheit. „Licht vom Mond braucht eine Sekunde, um uns zu erreichen, von der Sonne 8 Minuten, vom nächsten Stern mehr als vier Jahre und vom entferntesten Punkt, den wir sehen können 13,8 Milliarden Jahre. Wir sehen also vergangenes Licht“ so der Astrophysiker Dr. Enßlin. Er fährt fort: „Anhand der Eigenschaften des Lichtes lässt sich oft feststellen, woher das Licht kam, das wir auffangen“. Das Mikrowellenlicht vom Urknall zeigt kleine räumliche Strukturen. Die präzise Vermessung dieser Strukturen gibt Einblicke in die Entstehung, Geschichte und Zusammensetzung des Kosmos. „Planck“ gibt dabei auch erste Einblicke in die von Kosmologen postulierte inflationäre Phase direkt nach dem Urknall, während der sich der Raum explosionsartig ausgedehnt und Quanteneffekte die Saat für alle im Kosmos sichtbaren Strukturen gelegt haben sollen.

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine sehr angeregte und anspruchsvolle Diskussion. Im Herbst 2014 sollen weitere Forschungsergebnisse der Planck–Satellitenmission veröffentlicht werden. Die Kolpingsfamilie Gersthofen freut sich schon heute, die neuesten Ergebnisse von Herrn Dr. Enßlin zu erfahren.

Bericht und Bild: Dagmar Benz
02.07.2014
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