Kolping-Bundeshauptausschuss tagt in Freiburg

Ja zum Synodalen Weg

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10.11.2019

Mehr als 140 Delegierte aus den Diözesan-, Landes- und Regionalverbänden des Kolpingwerkes Deutschland setzten sich während des Bundeshauptausschusses in Freiburg intensiv mit dem von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZDK) initiierten Synodalen Weg auseinander. Weitere Themen der Beratungen waren u.a. eine Stellungnahme zum Mauerfall, eine Erklärung zur Armut in Familien, die Einsetzung einer Leitbildentwicklungskommission, die Planungen für eine Großveranstaltung 2022, der Vorschlag für eine Vereinfachung und Umgestaltung der Beitragsordnung des Kolpingwerkes und die Diskussion eines Berichtes einer Rentenkommission.

Unsere Kirche steht vor einer Zeitenwende…

Mit diesen Worten beginnt die vom Bundeshauptausschuss beschlossene Erklärung zum Synodalen Weg der Kirche in Deutschland. Bundespräses Josef Holtkotte skizierte einleitend die Ursachen für den Synodalen Prozess und die bisherigen Entwicklungen. Holtkotte berichtete von seinen positiven Erfahrungen im vorbereitenden Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und von der erweiterten gemeinsamen Konferenz von Bischofskonferenz und ZDK im September in Fulda. Auch wenn viele Delegierte die Risiken eines solchen Prozesses sehen, stimmten sie dem Text zu. Darin ist unter anderem zu lesen: „Die katholische Kirche in Deutschland kommt um ein argumentatives Ringen, das den rechten Weg sucht und den Spielraum des Möglichen ausmisst, nicht herum. Dieses Ringen lässt sich nicht mehr auf einige Wenige, etwa den Papst oder die Bischöfe, beschränken, sondern ist die Aufgabe aller Christen. Deshalb ermutigen wir unsere Kolpingsfamilien dazu, die Themen und Fragen des synodalen Weges engagiert aufzugreifen.“

Zum Abschluss des Bundeshauptausschusses beteten die Delegierten mit einem Gebet von der Geistlichen Leiterin Rosalia Walter und Bundespärses Josesf Holtkotte für den Synodalen Weg (siehe Download rechts).

Eine hörende Kirche

Am Samstagmorgen berichtete Pater Michael Heinz von den Steyler Missionaren, Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerkes der katholischen Kirche in Deutschland, von seinen Erfahrungen während der sogenannten Amazonassynode im Oktober in Rom. Gemeinsam mit Erzbischof Reinhard Kardinal Marx und Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel hat er an den dreiwöchigen Beratungen im Vatikan teilgenommen. Heinz war anzumerken, wie begeistert er von den Gesprächen und Begegnungen ist. Vor allem die hörende Haltung von Papst Franziskus, der an allen Plenarsitzungen der Bischofssynode teilnahm, hat ihn beeindruckt. Mit den anderen Synodalen stellte Heinz einen Wandel in der Kirche fest: Früher hätte sich die Kirche vor allem als lehrende definiert; mit Papst Franziskus sei zum Lehren das Lernen dazugekommen. Wie Pater Heinz erwarten die Kolping-Delegierten das angekündigte sachsynodale Schreiben von Papst Franziskus, das noch in diesem Jahr erscheinen soll, mit Spannung. Nicht nur die in den Medien häufig genannten innerkirchlichen Reformideen machen die Kolpingmitglieder neugierig, sondern auch die Positionierung zu den ökologischen Fragen im Amazonasgebiet und der Umgang mit der Situation der indigenen Völker dort bewegen die engagierten Ehrenamtlichen aus dem katholischen Sozialverband.

Sternstunde deutscher Geschichte

In einer Erklärung des Bundeshauptausschusses zum Fall der Mauer wird der 9. November 1989 als eine „Sternstunde deutscher Geschichte“ bezeichnet. 30 Jahre danach blicken die Delegierten dankbar auf die „historische Leistung“ der Bürgerinnen und Bürger bei den friedlichen Protesten, die dem Mauerfall vorangegangen waren, zurück. Gleichzeitig geht der Blick des Bundeshauptausschusses aber auch in die Zukunft, wenn er fordert: „Das Kolpingwerk Deutschland ruft daher alle seine Mitglieder sowie die demokratischen Kräfte in unserem Land auf, stets für den Erhalt von Frieden, Freiheit, Demokratie und Einheit in unserem Land sowie in Europa einzutreten.“

Kommission Leitbildentwicklung eingesetzt

Der Zukunftsprozess „Kolping Upgrade … Unser Weg in die Zukunft“ hat die Fortschreibung des Leitbildes des Kolpingwerkes Deutschland zum Ziel. Die Ergebnisse eines bundesweiten Zukunftsforums im Frühjahr in Fulda werden in den kommenden Monaten bei „Zukunftsdialogen“ in den Bistümern beraten. Gleichzeitig hat der Bundeshauptausschuss eine Kommission zur Leitbildentwicklung ins Leben gerufen. Die Landes- und Regionalverbände müssen nun geeignete Personen benennen, die bis zu einer außerordentlichen Bundesversammlung 2022 ein neues Leitbild entwickeln sollen. Nach dessen Beschluss soll bei einer Großveranstaltung vom 1. bis 3. Oktober 2022 in Köln die Umsetzung des neuen Leitbildes beginnen.

Großes Lob für Beitragskommission

Robert Hitzelberger, Vorsitzender der Beitragskommission, stellte den Delegierten die Ergebnisse des 2016 ins Leben gerufenen Gremiums vor. Die Bundesversammlung hatte vor drei Jahren einen bunten Strauß an Aufgaben für die Kommission geschnürt. Sozialbeitrag, bessere Berücksichtigung von Jugendlichen, Kindern und Familien, Vereinfachung des Systems oder Minderung des Verwaltungsaufwandes sind einige der Schlagworte daraus. Die Delegierten zeigten sich mit den vorgelegten Ergebnissen sehr zufrieden. Erst die Bundesversammlung im kommenden Jahr kann aber die neue Beitragsordnung beschließen. Bis zur in Kraftsetzung am 1. Januar 2022 vergeht noch einmal mehr als ein Jahr. Auf Antrag des Diözesanverbandes Augsburg wurde die Beitragskommission in Freiburg beauftragt, auch die Umsetzung der neuen Beitragsordnung zu steuern und die Diözesanverbände mit Material und personellem Angebot zu begleiten.

Entschlossenes Handeln für Familien in Armut

Von der Bundespolitik fordert der Bundeshauptausschuss ein entschlossenes Handeln für Familien in Armut. Staatliche Fürsorgeleistungen, Wohnraum, Entlohnung sowie Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit sind die Stichworte, zu denen im Antragstext konkrete Forderungen vorgestellt werden. Für das Kolpingwerk Deutschland bilden Familien die Grundlage einer menschenwürdigen Gesellschaft, weil sie Lernorte der Kultur, der Solidarität und Wertevermittlung sind. Sie sind die „Keimzelle der Gesellschaft“ und garantieren verlässliche Beziehungen und ein soziales Netz, welches es zu schützen gilt.

Eckpunkte für die Rentenpolitik

Die Bundesversammlung des Kolpingwerkes hat 2016 auf Antrag des Diözesanverbandes Osnabrück eine Kommission zur Überprüfung der Positionen zur Rentenpolitik auf den Weg gebracht. Oskar Obarowski, Referent für Arbeit und Soziales beim Kolpingwerk Deutschland, berichtete über die Ergebnisse. Die Eckpunkte für eine künftige rentenpolitische Positionierung des Kolpingwerkes sind im Bericht der Kommission überschrieben mit „Altersarmut“, „Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung“, „Generationenvertrag wieder nachhaltiger gestalten“, „Mitwirkungspflicht der Arbeitgeber“, „Eigenverantwortung“ und „Beamtenfrage“. Der Bundesvorstand wurde vom Bundeshauptausschuss beauftragt, auf der Grundlage des Berichtes eine neue rentenpolitische Positionierung des Kolpingwerkes vorzunehmen.

Mindelheimer erhält deutsches Ehrenzeichen

Drei verdiente Mitglieder des Kolpingwerkes erhielten im Rahmend der Tagung aus den Händen der Bundesvorsitzenden Ursula Groden-Kranich das Ehrenzeichen des Kolpingwerkes Deutschland. Neben der bayerischen Kolping-Landesvorsitzenden Dorothea Schömig aus der Kolpingsfamilie Güntersleben im Diözesanverband Würzburg und dem Bundesleiter der Kolpingjugend Deutschland Peter Schrage wurde auch Dr. Martin Weber geehrt. Weber stammt aus Mindelheim und ist inzwischen Mitglied des Finanzausschusses des Kolpingwerkes Deutschland und ehrenamtlicher Geschäftsführer des Kolpingwerkes im Erzbistum Berlin.

BuB Thema in den Diözesen

„Durch BuB bin ich eine glückliche Frau“, sagte eine Delegierte bei der Diskussion eines Antrags des Bundesvorstandes zu „Beraten und Begleiten“ (BuB), einem Konzept zur Unterstützung der Kolpingsfamilien in Deutschland. Die Delegierte erzählte wie ihre Kolpingsfamilie durch BuB einen neuen Vorsitzenden und junge Familien als Mitglieder gefunden hat. Andere Redner bestätigten in der Debatte die guten Erfahrungen mit BuB. Dennoch soll nach dem Willen des Bundeshauptausschusses eine Überprüfung bzw. Fortschreibung des Systems erfolgen. Dazu sollen im kommenden Jahr in allen Diözesanverbänden Veranstaltungen stattfinden.

Kolping heute relevant und wegweisend

Die Botschaft Adolph Kolpings bezeichnete Erzbischof Stephan Burger bei der Messfeier im Freiburger Münster als für heute „relevant und wegweisend“. Den Kolpingmitgliedern attestierte er: „Sie übersetzen das Christentum in die Gegenwart“. Zahlreiche Bannerabordnungen und eine große Beteiligung von Kolpingmitgliedern aus dem Erzbistum am Gottesdienst zeigte die Gastfreundschaft des Kolpingwerkes Diözesanverband Freiburg.

Wahlen

Die Delegierten trafen in Freiburg im Blick auf die Bundesversammlung im kommenden Jahr bereits Entscheidungen. So wurden die Antrags- und Wahlkommission gewählt. Unter den gewählten sind auch Mitglieder aus dem Diözesanverband Augsburg. Reinhold Padlesak (Starnberg) und Willi Breher (Pfaffenhofen) gehören der Wahlkommission an. Der stellvertretende Diözesanvorsitzende Ralf Eger wurde in die Antragskommission gewählt.

Der Bundeshauptausschuss nahm auch den inhaltlichen Bericht des Bundesvorstandes und den Bericht über die finanzielle Lage des Kolpingwerkes und seiner Einrichtungen entgegen und entlastete den Vorstand.

10.11.2019
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