Bildungstag zur Papst-Enzyklika "Laudato si"

Über die Sorge um das gemeinsame Haus

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22.03.2016

Rund 100 Frauen und Männer aus Kolpingsfamilien rund um den Bodensee beschäftigten sich bei einem Seminartag am 12. März 2016 im voll besetzten Kolpinghaus Weiler im Allgäu mit der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus. Veranstalter des jährlich stattfindenden Bildungstags war die Internationale Bodenseekonferenz der Kolpingsfamilien.

In diesem im Juni 2015 veröffentlichten Dokument betont der Papst seine „Sorge um das gemeinsame Haus“, wie er die Erde bezeichnet. Sowohl in der Fach- als in der internationalen Presse wurde die Enzyklika als hervorragende Analyse und zukunftsweisende Publikation bezeichnet. Sie verbinde auf neuartige Weise eine wissenschaftlich untermauerte Wahrnehmung der Situation und den Vorzeichen der ökologischen Krise („Die Erde, unser Haus, scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln..“), die der Papst vor  dem Hintergrund spiritueller Traditionen abendländischen Christentums und lateinamerikanischer Weisheit deute.

Mattias Kiefer, Leiter der Umweltabteilung im erzbischöflichen Ordinariat in München, stellte  engagiert die zentralen Merkmale des Lehrschreibens und deren ethische Begründung vor.

Nach seiner Einschätzung hat der Papst mit dieser Enzyklika fundiert die weltweiten Probleme der drohenden Umweltzerstörung erarbeitet. Nach den Kriterien „Sehen – urteilen – handeln“ würden dort Unterthemen wie Umweltverschmutzung und Klimawandel ebenso thematisiert wie die Frage des Trinkwassers und der Verlust der biologischen Vielfalt, die nicht zuletzt zur Verschlechterung der Lebensqualität und sozialem Niedergang durch weltweite soziale Ungerechtigkeit führen. Die Wurzeln der ökologischen Krise wie Technik, Markt und Macht werden untersucht. Vorgeschlagen wird eine ganzheitliche Ökologie, die die Umwelt ebenso umfasse wie die Wirtschafts- und Sozial- sowie Kultur-Ökologie.

Der Papst wende sich hier zwar an internationale Politik, beziehe aber ebenso nationale und lokale politische Konzepte  mit ein sowie den Dialog der Religionen mit den Wissenschaften. Gefordert sei ein anderer Lebensstil und eine Erziehung, die zu einem Bündnis zwischen der Menschheit und der Umwelt führe. Franziskus formuliere jedoch keine theoretischen Lehrsätze, sondern - nach einer umfassenden und kenntnisreichen Analyse der Situation -  sehr konkrete Handlungsvorschläge, die es ermöglichen könnten, das Ruder der Selbstzerstörung noch herumzureißen und so eine gute Zukunft auf der Erde zu ermöglichen. Erleichtert werde der  Zugang zum Text doch eine teilweise sehr persönliche Sprache – die auch die Erkenntnisse der Naturwissenschaften berücksichtige und ernst nehme.

Der Papst bemühe jedoch nicht nur die Erkenntnisse der Umwelt- und Klimaforschung, sondern setze seine Thesen auf ein biblisch-theologisches Fundament. Bereits aus der Schöpfungsgeschichte (Gen. 2,15) lasse sich der Hege- und Pflegeauftrag des Menschen für die Erde erkennen. Wenn aber der Mensch sich selbst ins Zentrum stelle, gebe er am Ende seinen durch die jeweiligen Umstände bedingten Vorteilen absoluten Vorrang. Dieser diene meist einer Verherrlichung der menschlichen Macht und somit nur unmittelbaren eigenen Interessen. Richtig interpretiert, sei die „Enzyklika kein Umweltleitfaden, sondern viel mehr eine Anleitung für Christen und Nichtchristen, wie sie in dieser Welt leben können“. Wünschenswert für Christen wäre, die Enzyklika aufmerksam zu lesen, sie zu reflektieren, zu diskutieren und die Impulse aufzugreifen und in die Alltagswelt umzusetzen.

 

Die nächste gemeinsame Veranstaltung der Internationalen Bodenseekonferenz der Kolpingsfamilien ist die Maiandacht am 7. Mai in Meersburch (Diözese Rottenburg-Stuttgart). Ein Nachmittag in der Mittelalter, Barock und Moderne vereinenden Stadt Meersburg mit Kultur, Maiandacht und Begegnung lädt zur Teilnahme ein. Mehr zur Maiandacht unter der Ankündigung.

 

Bericht: Hans Hölzler, Bild: Arthur Rädler
22.03.2016
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Die Internationale Bodenseekonferenz der Kolpingsfamilien

Die Internationalen Bodenseekonferenz der Kolpingsfamilie, kurz IBK wurde 1968 gegründet. Unter dem Motto "Ein See - drei Länder - 10'000 Freunde" gehören derzeit zur IBK 66 Kolpingsfamilien aus dem Regionalverband Ostschweiz, aus dem österreichischen Diözesanverband Vorarlberg und den süddeutschen  Bezirksverbänden Hegau, Linzgau, Bodensee-Oberschwaben, Westallgäu und Württembergisch Allgäu an. Der Bezirk Westallgäu gehört zum Diözesanverband Augsburg.