Kolping Europa will an Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit mitwirken

Wohnen und Leben muss mitgedacht und mitgefördert werden

zurück

17.06.2015

Bei der Kontinentalversammlung des Kolpingwerkes Europa, die vom 29. bis 31. Mai in Frankfurt/Main tagte, haben sich 42 Delegierten aus 16 Ländern intensiv mit dem Thema der drastisch gestiegenen Jugendarbeitslosigkeit in Europa befasst. Jeder vierte junge Mensch unter 25 Jahren in Europa ist arbeitslos. In ost- und südeuropäischen Ländern reicht diese Quote bis zu 50 Prozent. Viele politische Verwerfungen haben hier ihre Ursache, betonen die Delegierten der Kontinentalversammlung. Als Reaktion darauf sei die die europäische Ausbildungsallianz entstanden, die sich über erfolgreiche Programme und Instrumente zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit austausche. Außerdem werde in Europa die Ausbildungsmobilität erhöht.

Das Kolpingwerk Europa fordert, dass im Rahmen der europäischen Mobilitätsdiskussion gerade für junge Auszubildende auch immer Wohnen und Leben mitgedacht und mitgefördert werden. Diese Begleitinstrumente seien zwingend notwendig und bedürften zugleich einer ausreichenden Finanzierung. Das Kolpingwerk Europa sieht hier besonders die Europäische Union in der Verantwortung. Denn, bei allem ernsten Beteuern von einer Ausbildungsplatzgarantie und von Ausbildungsallianzen, bedürfe es zugleich einer angemessenen finanziellen Unterstützung! Die Vorsitzende des Kolpingwerkes Europa, Margrit Unternährer (Schweiz), betont: „Hier bietet das Kolpingwerk in seinen Kolpinghäusern mit dem Jugendwohnen als ein großer Träger ein ideales Angebot in Deutschland, Österreich und Südtirol für junge Menschen, die im Rahmen ihrer Berufsausbildung mobil bleiben müssen.“

Das Kolpingwerk Europa hebt in seiner „Frankfurter Erklärung“ auch die Vorzüge des sogenannten „dualen Berufsausbildungssystems“ hervor. Dieses in Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol  erfolgreiche Berufsbildungssystem könnte ein Exportschlager werden. Es schneide sehr gut bei Vergleichen mit anderen Formen zur Erreichung einer Berufsqualifikation ab.  Allerdings lasse sich die duale Ausbildung – die von der EU-Kommission empfohlen werde – nicht einfach kopieren, sondern müsse länderspezifisch angepasst werden.  Unternehmen müssten zudem von der Notwendigkeit eigener Investitionen in Fachkräfte, die über kurze Anlernqualifikationen hinausgehen, überzeugt werden. Das Kolpingwerk Europa biete sich als europäische Plattform an, das Wissen um die Stärken der dualen Ausbildung in anderen Ländern bekannt zu machen.

Erklärung zum Flüchtlingsdrama

„Die täglichen Dramen im Mittelmeer mit hilflos ertrinkenden Flüchtlingen sind ein Ausdruck von handlungsunfähigen politischen Entscheidungsebenen in Europa,“ so Margrit Unternährer, Vorsitzende des Kolpingwerkes Europa. Wenn zivilgesellschaftliche Organisationen die europäische Idee eher umsetzen als die politischen Entscheidungsträger, dann werde erschreckend deutlich, dass die europäische Idee lediglich für Sonntagsreden geeignet sei. Soweit jedoch dürfe es nicht kommen.

Auszeichnung für Dr. Hans-Gert Pöttering

In einem Festakt wurde Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering geehrt. Ihm wurde das Ehrenzeichen des Kolpingwerkes Europa verliehen. Seit der ersten Direktwahl 1972 bis zur letzten Wahl 2014 gehörte er dem Europäischen Parlament an, von 2007 bis 2009 war er dessen Präsident. In seiner Laudatio lobte Anton Salesny insbesondere die starke Unterstützung die Prof. Pöttering in den Jahren als EU Parlamentspräsident dem Kolpingwerk Europa gewährt hatte.

„Europa braucht einen Wertekanon als Fundament für seine Stabilität.“ Diese Aussage stammt von Dr. Hans-Gert Pöttering, dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlamentes und Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung. Anlässlich der Verleihung des Ehrenzeichens des Kolpingwerkes Europa an Dr. Hans-Gert Pöttering erinnerte Vorstandsmitglied Anton Salesny (Wien) in seiner Laudatio zur Überreichung der Auszeichnung an diese Worte. „Hans-Gert Pöttering hat sich aufgrund seiner persönlichen christlichen Grundhaltung, gepaart mit höchster fachlicher Kompetenz, um die Einbringung christlicher Werte bei der Gestaltung Europas engagiert“, betonte Anton Salesny in seiner Laudatio.

Bei der Kontinentalversammlung des Kolpingwerkes Europa überreichte die Vorsitzende Margrit Unternährer (Schweiz) in Frankfurt/Main vor 42 Delegierten aus 16 Ländern die Auszeichnung. Pöttering zeigte sich spürbar bewegt und freute sich sehr über die Ehrung. „Ich bin stolz, dem Kolpingwerk angehören zu dürfen. Da bin ich beheimatet“, sagte er. Besonders froh sei er, dass viele mitteleuropäische Staaten heute der europäischen Wertegemeinschaft in der EU angehören und begrüßte deren Delegierte besonders. Dabei hob er hervor, dass die Völkergemeinschaft die Verletzungen des Völkerrechtes in der Ukraine durch Russland nicht akzeptieren könne. Pöttering betont in diesem Zusammenhang immer wieder: „In Europa hat nicht die Macht das Recht, sondern das Recht die Macht!“ Der Präses des Kolpingwerkes Europa, Josef Holtkotte, bezeichnete die Verdienste Dr. Hans-Gert Pötterings um die Einigung Europas als vorbildlich.

 

Die Delegierten der Kontinentalversammlung des Kolpingwerkes Europa reisten aus Deutschland, Italien, Kosovo, Litauen, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine und Ungarn an. Vorsitzende des Kolpingwerkes Europa ist Margrit Unternährer (Schweiz), Europapräses ist Josef Holtkotte (Deutschland), Geschäftsführer ist Krzysztof Wolski (Polen). Für das Kolpingwerk Deutschland war Anna-Maria Högg aus der Kolpingsfamilie Diedorf als Delegierte in Frankfurt dabei.

 

Auf dem Foto von links: Anton Salesny, Generalpräses Ottmar Dillenburg, Vorsitzende Margrit Unternährer, Dr. Hans-Gert Pöttering, Europapräses Josef Holtkotte

Martin Grünewald; Foto Matthias Scharlau
17.06.2015
zurück