Freundeskreis Asyl und Kirchenasyl

Kolpingmitglieder engagieren sich für Flüchtlinge

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17.01.2014

Mehrere Mitglieder aus der Kolpingsfamilie Schongau engagieren sich für Flüchtlinge. Hans Atzenbeck ist beim Freundeskreis Asyl dabei und Mechthild Gerbig arbeitete beim Unterstützerkreis Kirchenasyl mit. Beide berichten uns über ihr Engagement.

Kirchenasyl in Verklärung Christi in Schongau

Mechthild Gerbig, stellvertretende Diözesanvorsitzende des Kolpingwerkes im Bistum Augsburg und Mitglied der Kolpingsfamilie Schongau, berichtet über die Gewährung von Kirchenasyl in ihrer Pfarrei.

„Nun wurde es also ernst mit dem ‚Kümmern um die Menschen an den Rändern der Gesellschaft‘, wie es der Papst, der Bundespräsident und unzählige Verantwortungsträger immer wieder von uns fordern.

Im Frühjahr kamen zwei junge Leute, die in unserer Pfarrei aufgewachsen sind und jetzt in München studieren, auf uns zu. Sie engagieren sich bei der Karawane – einer Organisation, die die Interessen von Flüchtlingen und Asylbewerbern vertritt. Dort waren sie auf eine junge afrikanische Frau aufmerksam geworden, die in der Schongauer Asylbewerberunterkunft wohnt. Diese war von Abschiebung bedroht. Sie war und ist aber so stark psychisch angeschlagen, dass sie eine Rückführung in ihre Heimat nicht überstehen würde. Außerdem hat sie dort niemanden, außer einer entfernten Familie, die sie aber misshandelt und bedroht hat.

Kirchenasyl – hieß die Anfrage. ‚Könnt ihr die Frau einige Monate unterbringen, bis sie ein Recht auf ein Asylverfahren in Deutschland bekommt?‘

Nach mehreren Gesprächen mit den Gremien der Pfarrei war schnell klar: Das machen wir. Ein Unterstützerkreis wurde ins Leben gerufen und zum ersten Treffen kamen - sage und schreibe – über 20 Menschen, die sich für die junge Frau einsetzen wollten.

Als die Abschiebung rechtskräftig bevorstand zog sie im September in eine Wohnung im Wohntrakt unseres Pfarrzentrums ein. Diese war zuvor vom Ehepaar Atzenbeck aus der Pfarrei liebevoll eingerichtet worden, vom Bett bis zur Schuhputzbürste, vom Wohnzimmerschrank bis zu Block und Stift haben sie an alles gedacht. Da die Afrikanerin das Gelände nicht verlassen konnte, sorgte der Unterstützerkreis für die nötigen Einkäufe und für die Unterhaltung.

Es ist nicht leicht für diese Menschen auf der Flucht mit der augenblicklichen Ohnmacht und Ungewissheit, was ihre Zukunft betrifft, zu leben: ‚Wer bin ich eigentlich, wenn ich spüre, dass mich niemand braucht und will und ich keine Aufgabe habe?‘

Nun ist die junge Frau nach München gezogen, sie wird erneut einen Antrag auf Asyl stellen, sie ist in den Händen einer guten Psychologin und einer Therapeutin, die ihr helfen wollen, eine Perspektive für ihr Leben zu entwickeln.

Wir sind froh, dass wir einen Teil zu ihrem Fortschritt beitragen konnten!“

 

Hans Atzenbeck aus der Kolpingsfamilie Schongau engagiert sich im Freundeskreis Asyl

Seit der Wiedergründung des Freundeskreis Asyl vor 12 Jahren engagiert sich der ehemalige Vorsitzende der Kolpingsfamilie Schongau Hans Atzenbeck (76) in diesem Kreis von Ehrenamtlichen. Vor allem aus der evangelischen Gemeinde kam die Initiative für diese offene Gruppe von ca. 15 Personen, die sich für die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft in der Stadt im Pfaffenwinkel einsetzen. Unterstützt wird ihre Arbeit durch einen Mitarbeiter der Caritas.

Wöchentlich einmal organisiert Kolpingmitglied Elisabeth Götz vom Freundeskreis in einem, von einer Firma gestifteten Blockhaus auf dem Gelände der Gemeinschaftsunterkunft einen Kaffeetreff, um mit den Bewohnern im Kontakt zu bleiben. Zwei Frauen aus dem Kreis unterrichten unentgeltlich Deutsch für die Asylsuchenden. Da die Unterkunft weit ab vom Stadtzentrum liegt, helfen die Ehrenamtlichen durch Transfers. Einen großen Teil der Hilfen nehmen die Begleitung bei Amtsbesuchen und die Unterstützung bei Formalitäten ein. Zwei bis dreimal im Jahr organisiert der Freundeskreis Ausflüge, damit die Asylsuchenden die Umgebung kennen lernen. Die Wetterstation auf dem Hohenpeißenberg oder das Bergwerk in Peißenberg waren schon Ziele bei solchen Fahrten. Zur Koordination und Organisation trifft sich der Freundeskreis alle sechs Wochen.

Auf die Frage an Hans Atzenbeck, ob er sich auch politisch für seine Schützlinge einsetzt, antwortet er mit einem Zitat von Adolph Kolping: „Tätige Liebe heilt alle Wunden, bloße Worte mehren nur den Schmerz“. Er versucht lieber im Stillen, für die Anliegen der Asylsuchenden einzutreten. Auch wenn es mit den Ämtern nicht immer leicht ist, glaubt Atzenbeck daran, dass ein vertrauensvolles Verhältnis den Anliegen förderlicher ist.

Kraft für dieses Engagement zieht Hans Atzenbeck aus den Erfolgserlebnissen in der Betreuung. Begeistert erzählt er von einer tschetschenischen Familie, die vor ca. 8 Jahren nach Schongau gekommen ist. Als der Freundeskreis der Mutter, die in ihrer Heimat als Augenärztin gearbeitet hatte, die Möglichkeit zur Mitarbeit in einer Praxis vermittelt hatte und Hans Atzenbeck beim Kauf der notwendigen Kleidung dabei war, hat sie hin zum Dank und aus Rührung umarmt. Die Tschetschenische Familie lebt inzwischen in München und die Anerkennung als Augenärztin und damit die Erlaubnis, den Beruf hier auszuüben, ist fast durch. Hans Atzenbeck ist zu einem Fest eingeladen, wenn es soweit ist. Das freut ihn! Um die Feier geht es ihm dabei aber nicht. Auch die Erfolge in zwei dezentralen Unterkünften auf dem Auerberg und in Ingenried motivieren Atzenbeck. Innerhalb von nur wenigen Tagen konnten die schulpflichtigen Kinder einer asylsuchenden Familie in die Schule vermittelt werden.

17.01.2014
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