Ver.rückte Wege in ver.rückten Zeiten
Ein herbstlicher Samstagmorgen in der Augsburger Innenstadt: 65 Frauen trafen sich vor der Kirche St. Moritz am 13.11.2021 zum Kolping-Frauentag. Die Kommission „Frauen“ im Diözesanverband Augsburg hatte zu „Ver.rückten Wegen“ eingeladen, die Inspiration, Ermutigung und Förderung der Entdeckungslust versprachen.
Ein Frauentag zu Corona-Zeiten und bei steigender Inzidenz? Nach einigen Diskussionen und Abwägungen hatten sich die Verantwortlichen für die Durchführung der lange geplanten und fertig vorbereiteten Veranstaltung entschlossen. Die Teilnehmenden waren alle geimpft, waren gebeten worden, vor Anreise einen Schnelltest durchzuführen, waren bei den Touren draußen unterwegs, trugen in Innenräumen FFP2-Masken und hatten sogar beim Mittagessen mehr Abstand als sonst zu dieser Zeit in vielen Restaurant üblich.
Der Morgenimpuls in der „Wegekirche“ St. Moritz stimmte mit passenden Texten auf den Tag ein, in denen Wege und den nötigen Entscheidungen auf diesen Wegen aufgegriffen wurden. Den Vormittag verbrachten die Frauen auf fünf unterschiedlichen Touren, die von Kolping-Frauen detailreich vorbereitet und geführt wurden. Da ging es auf Spuren von Handwerkerinnen, in besondere Geschäfte (wie eine Chocolaterie oder ein integratives Café und einen karitativen Second-Hand-Shop), Espresso, Schokolade und geisthaltiges Wasser wurden verkostet, nebenbei gab es das ein oder andere neue und interessante architektonische Detail in Augsburg zu entdecken. Die Tour „Altstadt“ kam ins Gespräch mit einer jungen Aktivistin aus dem Klimacamp neben dem Rathaus. „Vielen Dank für die tolle Führung!“ lautete das Fazit einer Teilnehmerin.
Der Nachmittag war den „ver.rückten Lebenswegen“ dreier spannender Frauen gewidmet, die von Katja Weh-Gleich in kurzweiligen Live-Interview ergründet wurden. Manuela Wedel, von Beruf Feuerwehrfrau, berichtete von ihren Erfahrungen und ihrem Werdegang in der Berufsfeuerwehr – was für eine Frau vor 20 Jahren durchaus eine ungewöhnliche Berufswahl war. Sie erzählte von den Entscheidungen, die ihren Weg von der ausgebildeten Floristin bis zur Zugführerin bei der Feuerwehr prägten. Irene Frank, Musikerin der Gruppe „Vivid Curls“ und Trauerrednerin, nahm die Anwesenden mit auf ihren Lebensweg. Sie stammt aus einer „Lehrerdynastie“, studierte folgerichtig Lehramt und brauchte einige Zeit, um es zu wagen, die Musik zu ihrem Beruf zu machen. „Es gab Zeiten, da hätte ich mich über ein sichere Beamtengehalt sehr gefreut. Letztlich bin ich aber aus jeder Krise gestärkt hervorgegangen“, teilte sie ihre Gedanken mit ihren Zuhörerinnen. Sie erzählte aber auch vom Musikgeschäft, das ihren Erfahrungen nach für Frauen immer noch schwieriger als für männliche Kollegen ist. Angelika Wagner, die dritte Frau bei den Live-Interviews, erzählte, wie sie im grünen Berufe-Buch der Berufsberatung blätterte und immer dachte: „Was für tolle Berufe es für die anderen gibt“ – sie selbst für sich zunächst keinen Weg sah, etwas Anderes zu machen, als im elterlichen Betrieb mitzuarbeiten. Erst mit Mitte 30 wagte sie den Schritt zu einer neuen Berufung. „Verrückt“ war für sie, dass sie so lange geglaubt hatte, es gäbe nur den Weg in den Frisörberuf. Alle drei Frauen waren inspirierend, begeisternd und ermutigend. Angelika Hartwig, Leiterin der Kommission „Frauen“, fasste beim Dank treffend zusammen: „Ihr seid ein Vorbild für uns Frauen hier!“.
Zum Abschluss des Frauentages ging es in die Wallfahrtskirche Heilig Kreuz. Alois Zeller, ehemaliger Diözesanpräses, feierte mit den anwesenden Frauen Gottesdienst. „Kunstvolle Knotereien“ aus Seilstückchen sollten die Frauen erinnern, dass sich Lebenswege immer wieder mal „verknoten“, aber mit Gottvertrauen und Mut sich auch wieder entknoten lassen.
„Ein besonderer Tag, der uns gutgetan hat!“, so meldete es eine Teilnehmerin zurück. „Wieder ein sehr gelungener Tag mit viel Input für den Alltag.“, eine andere.