Fachtagung zur Bekämpfung von Fluchtursachen

Bekämpfung von Fluchtursachen ist eine Verpflichtung aller

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17.05.2017





Am 13. Mai fand in der Kolpingbildungsstätte in Coesfeld die Fachtagung "Bekämpfung von Fluchtursachen" statt. 43 Teilnehmende informierten sich über die Situation von Geflüchteten. Sie hinterfragten, warum Menschen ihre Heimat verlassen, alles hinter sich lassen und sich auf eine oft sehr gefährliche Flucht begeben. Die Fachtagung wurde vom Bundesfachausschuss "Verantwortung für die Eine Welt", dem Kolping Netzwerk für Geflüchtete und dem Internationalen Kolpingwerk veranstaltet.

63,91 Mio Menschen sind auf der Flucht oder Vertrieben – so die aktuelle Statistik des UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees). Davon sind 86 % von Entwicklungs- oder Schwellenländer. Davon allein 5 Mio Flüchtlinge aus Syrien. Die „TOP 10“ der Herkunftsländer sind Syrien, Afghanistan, Somalia, Süd-Sudan, Sudan, Kongo, Zentralafrikanische. Republik, Myanmar, Eritrea und Kolumbien.

Fluchtursachen sind Krieg, kriegerische Auseinandersetzungen (Stammes- und Rebellenkämpfe), Vertreibung, Gewalt, Hunger, Dürre und Verfolgung (Religion, Ethnie). Bei den meisten Stammes- und Rebellenkämpfe geht es um den Besitz der Rohstoff-Territorien im Land. Gold, Diamanten aber auch um die sogenannten „seltenen Erden“. z.B. Coltan – der Stoff, der in Handys und Smartphones steckt. Hauptvorkommen ist in der Demokratischen Republik Kongo.

Was viele Flüchtlinge erwartet ist eine langanhaltende Vertreibung, prekäre Lebensumstände, Illegalität in Mega-Städten, Staatenlosigkeit (Kinder von in der Illegalität lebenden Flüchtlingen werden ebenfalls nicht registriert und sind somit Staatenlos). Flüchtlinge suchen einen neuen sicheren Ort, dauerhaftes Bleiberecht und Zukunftsperspektiven.

Referent Dr. Benjamin Etzold vom Friedens- und Konfliktforschungszentrum BICC in Bonn belegte mit Zahlen, dass in Deutschland und der EU die aktuelle Zahl der aufgenommen Geflüchteten vergleichsweise gering ist. “Die Katastrophen finden woanders statt“, sagte er und verwies unter anderem auf Flüchtlingslager in Kenia und Jordanien, die hinsichtlich der dort lebenden Menschen die Ausmaße größerer Städte haben. Die meisten Geflüchteten fliehen in Nachbarländer, bei denen es sich oft auch um Entwicklungsländer handelt, die mit dem Zustrom so vieler Menschen oft völlig überfordert sind.

Referentin Dr. Eva-Maria Hertkens von missio Aachen, berichtete anschließend von der dramatischen Situation der Menschen im Ostkongo. Dort werden unter oft menschunwürdigen Bedingungen Mineralien, die sogenannten „seltenen Erden“ abgebaut, die als Rohstoffe für die Produktion von Handys und Smartphones benötigt werden. Menschen werden für diese Arbeit versklavt. Rebellen und Militär wenden extreme Gewalt an: Tötungen, Vergewaltigungen, Verstümmelung werden als Waffen eingesetzt. Davor fliehen traumatisierte Menschen in Nachbarländer wie Ruanda und Burundi.

Im Kongo gibt es mittlerweile 16 Traumazentren für unvorstellbare Brutalität gegen Frauen, Kinder und Familien. Vier Traumazentren werden von missio Aachen (Aktion Schutzengel für Kongo) unterstützt in denen bisher mehr als 500 Menschen geholfen werden konnte.

Nach den beiden Referaten war die tiefe Betroffenheit der Teilnehmenden zu spüren. In der anschließenden Diskussion wurde überlegt, was Menschen in den Industrienationen, und ganz konkret auch hier in Deutschland tun können, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Parallel zur Tagung konnte der missio-Truck zum Thema Flucht und das Infomobil des Kolping-Netzwerks für Geflüchtete besucht werden.

Eine Quintessenz der Tagung war: Fluchtursachen müssen bekämpft werden! Das ist eine Verpflichtung für alle!

Der Bundesvorstand des Kolpingwerkes Deutschland hat bisher zwei Erklärungen herausgegeben. In der ersten soll Integration als gesellschaftliche Herausforderung begriffen werden und in der zweiter Erklärung ist jede und jeder aufgerufen, sich an der Bekämpfung von Fluchtursachen zu beteiligen. (Wortlaut der Erklärungen siehe Download rechts).

17.05.2017
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