Themenabend in der Kolpingsfamilie Schrobenhausen

Fremde werden Freunde

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06.02.2015

Beim "Begrüßungsspiel" waren die Teilnehmer gefordert sich trotz Sprachbarrieren zu verständigen.


Welche Sorgen, Ängste und Nöte bringen Flüchtlinge mit?


Die Teilnehmer versetzten sich in die Situation der Flüchtlinge hinein.

"Fremde werden Freunde" so lautet der Projekttitel zum Engagement des Kolpingwerkes für Flüchtlingen und Asylbewerber. Die Kolpingsfamilie Schrobenhausen hat am Donnerstag, 29.01.2015 das neue Angebot eines Themenabends getestet. Stefan Mayer aus der Kolpingsfamilie schrobenhausen, berichtet davon.

„Fremde werden Freunde“ bei Kolping

„Kein Flüchtling verlässt sein Land freiwillig!“ Dieser Satz prägte maßgeblich den Themenabend „Fremde werden Freunde“, zu dem die Kolpingsfamilie Schrobenhausen geladen hatte. Katja Weh-Gleich, Bildungsreferentin des Kolpingwerks Augsburg und Pauline Hesse-Hoffmann, ehrenamtliche Asylbegleiterin in der Kolpingsfamilie Buchloe begrüßten die rund 25 Gäste im Kolpinghaus in verschiedenen Sprachen zu einem Abend, der „kein reiner Vortragsabend wird, bei dem Sie sich gemütlich zurücklehnen können.“

Begrüßungsspiel

Den Auftakt bildete ein Begrüßungsspiel, bei dem die Anwesenden in zwei Gruppen, Gast und Gastgeber, geteilt wurden. Jeder Mitspieler erhielt eine eigene, geheime „Regieanweisung“, die er in einer Begrüßungsszene mit seinem Pendant nur pantomimisch darstellen durfte. Und bereits hier wurden den Teilnehmern bewusst, wie schwierig es sein kann, auf Fremde zuzugehen. Denn bereits im Begrüßungsritual führen Reaktionen und Körpersprache des anderen, die meist so gar nicht in das eigene Denkmuster passen, zu Verwirrung und Ratlosigkeit. Daher sei es oftmals besser, sich keine Strategie im Umgang mit „dem Fremden“ zurechtzulegen, sondern einfach „offen zu sein“, wie es ein Teilnehmer formulierte.

Was lassen Flüchtlinge zurück?

Was schätzen wir an unserem Zuhause, was spielt für uns eine Rolle, damit wir uns wohlfühlen? Die Antworten auf diese Fragen sind so vielfältig wie die Anzahl der Personen, die sie beantworten. Sie reichen von Partnerschaft, Familie, Bildung, Essen, soziales Umfeld, Frieden, Meinungsfreiheit bis hin zu persönlichen Erinnerungsstücken und Traditionen. Die Frage, was Flüchtlinge wohl auf der Flucht zurücklassen, beantwortete sich im nächsten Augenblick fast wie von selbst: Genau das, was für uns normal ist!

Erfahrungen als Asylbegleiterin

Pauline Hesse-Hoffmann setzte hier an und schilderte ihre Erlebnisse und Erfahrungen als ehrenamtliche Asylbegleiterin, berichtete von sogenannten Dublin -2-Fällen, von Asylverfahren, die sich über Monate, teils Jahre hinziehen - für die Asylsuchenden immer mit der Angst der Ablehnung verbunden. Denn bei Ablehnung des Asylantrags haben sie innerhalb einer Woche Deutschland zu verlassen und zurückzukehren. Nur wohin – zurück? In dieser Angst spiegelt sich das „Übergepäck“ wider, wie es Katja Weh-Gleich betitelte, das Flüchtlinge mitbringen: Angst um die eigene Zukunft, Angst um die zurückgelassenen Angehörigen, Hilflosigkeit in der Fremde, materielle Not, Heimweh bis hin zur Angst vor Fremdenhass!

Aufeinander zugehen!

Ein eindrucksvoller Abend mit zwei charismatischen Referentinnen, der zum Nachdenken anregt: Integration ist wie eine große Reise, sie fängt auch mit einem ersten kleinen Schritt an. Und dieser erste Schritt sollte ein Aufeinander zugehen sein.

Stefan Mayer
06.02.2015
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