Arbeitnehmende in der Vollversammlung der Handwerkskammer für Schwaben nehmen Zukunft in Blick

Wasserstoff – Der Energieträger der Zukunft

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30.03.2023

Die Kommission Handwerk von Kolping in der Diözese Augsburg hat die gewählten Arbeitnehmenden in der Vollversammlung der Handwerkskammer (HWK) für Schwaben und alle Interessierten am 23. März 2023 zu einer Informationsveranstaltung zum zukunftsorientierten Thema „Wasserstoff – Der Energieträger der Zukunft“ ins Kolpinghaus nach Augsburg eingeladen. Mit Alfred Kailing, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, konnte ein kompetenter Referent gewonnen werden, der durch sein Studium der Energietechnik /Energiemanagement und durch seine Tätigkeit als Umwelt- und Energieberater bestens für die Aufgabe geeignet ist.

Paul Brugger, Vizepräsident der HWK für Schwaben und DGB-Mitglied, begrüßte zum Treffen und bedankte sich für das Kommen. Neben den gewählten Arbeitnehmenden begrüßte er Alfred Kailing und Silke Klos-Pöllinger, Regionsgeschäftsführerin des DGB Schwaben, sowie die beiden HWK-Vorstandsmitglieder Claus Krajewski und Peter Herbst (beide Kolping-Mitglieder) besonders.

Referent Alfred Kailing führte in seinem Impulsreferat in das Thema ein, zeigte auf, woher der Wasserstoff kommt, welche Zukunftsmöglichkeiten im Wasserstoff stecken und erläuterte auch, wo es noch Probleme gibt, diesen Energieträger wirtschaftlich zu nutzen. Wasserstoffvorkommen gibt es, so Kailing, in großer Menge in der Sonne. Sie besteht zu 73,5 Prozent aus Wasserstoff und zu 25 Prozent aus Helium, der Rest sind Eisen, Sauerstoff und Kohlenstoff. Die Sonne liefert 1000 Mal mehr Energie als auf der Erde benötigt wird. Aber dieser Wasserstoff lässt sich nicht nutzen.

Wasserstoff hat auf der Erde nur einen Massenanteil 0,03 Prozent. Es gibt aber ca. 1,4 Milliarden Kubikmeter Wasser auf unserem Planeten. Der Wasserstoff kommt meist gebundenen und nur sehr wenig als freier Wasserstoff vor. Schon der französischer Schriftsteller Jules Verne, der vielen durch seine Romane „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „20.000 Meilen unter dem Meer“ sowie „Reise um die Erde in 80 Tagen“ bekannt ist, prophezeite 1875: „Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern.“ Kailing zitierte auch Claudia Kemfert, die 2022 gesagt hat: „Wasserstoff ist ein knapper und teurer Energieträger, er ist daher der ‚Champagner‘ der Energiewende.“

Würde es gelingen, aus Wasserstoff mittels Kernfusion Energie zu gewinnen, könnte man aus einem Kilogramm Wasserstoff so viel Strom gewinnen, wie ein Atomkraftwerk in vier Wochen produziert. Alfred Kailing zeigte auf, dass Wasserstoff erzeugt werden muss. Derzeit seien die Herstellungsverfahren noch aufwendig, kostenintensiv und mit wenig Wirkungsgrad. Für die beiden bekannten Verfahren – Elektrolyseur oder Pyrolyse – wird sehr viel Energie benötigt. Für Elektrolyseur mit erneuerbarer Energie reichen die vorhandenen Kapazitäten aus Windkraft und Sonnenenergie bei weitem nicht aus. Daher wird auf Atomenergie ausgewichen. Für die Pyrolyse (Verschwelung) wird als Energie Erdgas oder Kohle eingesetzt. Weltweit wird für die Wasserstoffherstellung fossiler Brennstoff benötigt. Das schlägt sich erheblich auf die CO2 –Emissionen aus. Diese muss aber reduziert werden.

Kailing verglich den Gesamtwirkungsgrad von Strom, Wasserstoff und synthetischem Gas bei Einsatz nachhaltiger Stromerzeugung. Am besten schnitt Strom ab, setzt man diesen (100 Prozent Wirkung). Wasserstoff kommt auf ca. 42 Prozent und synthetisches Gas auf ca. 45 Prozent. Hier sieht Kailing noch erhebliches Forschungspotenzial. Alfred Krailing ging auch auf die zurzeit heftig diskutierten E-Fuel ein und zeigte die Wirtschaftlichkeit der Erzeugung und die dadurch auftretende negative Ökobilanz auf.

Thesen zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft rundeten den Vortrag ab:

  • Wasserstoff ist eine Energieträger/-speicher und keine Energiequelle.
  • Die Produktionskapazitäten sind aktuell hauptsächlich fossil gestützt und auf der Verwendung in der Industrie ausgerichtet.
  • Wasserstoff in Massen muss perspektivisch nur aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden.

Alfred Kailing hat es geschafft, das komplizierte und komplexe Thema hoch interessant und verständlich zu vermitteln. Im Anschluss an das Referat entwickelte sich eine rege Diskussion u.a. auch zur Brennstoffzelle.

Peter Herbst bedankte sich bei Alfred Kailing mit einem kleinen Geschenk und bei den Gästen für ihr Kommen. Mit einem starken Klopfbeifall bekundeten die Gäste Kailing, dass es eine hervorragende Präsentation war.

„Es war ein sehr interessantes und gelungenes Treffen“, sagt Karl Schneider, ehemaliges Mitglied im Kolping-Diözesanvorstand. Eigentlich findet ein solches Treffen jährlich statt, doch pandemiebedingt musste es dreimal ausfallen. DGB und Kolping treten bei den Handwerkskammerwahlen gemeinsam mit einer Arbeitnehmenden-Liste an. 2024 findet die Neuwahl der Vollversammlung der Handwerkskammer für Schwaben statt.

Karl Schneider
30.03.2023
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Auf dem Bild von links: Silke Klos-Pöllinger, Paul Brugger, Alfred Kailing, Claus Krajewski und Peter Herbst